Hamburg. Nicht alle Corona-Opfer haben eine Lobby. Warum mich das Schicksal geistig behinderter Menschen besonders berührt hat.

Wochenlang waren geistig behinderte Menschen während der Corona-Pandemie von der Außenwelt nahezu abgeschnitten. Diejenigen, die in Wohnstätten leben, durften nicht einmal alleine im Supermarkt einkaufen, ihre Familien besuchen, geschweige denn eine halbe Stunde an der frischen Luft spazieren gehen. Sie waren zu Hause isoliert, denn viele von ihnen gehören zur Risikogruppe. Deswegen durften sie auch nicht in den Werkstätten arbeiten. Das Lebenselixier vieler ist über Nacht einfach weggebrochen. Eine Tagesstruktur, die Menschen mit geistiger Behinderung so dringend brauchen, gab es nicht mehr.

In der vergangenen Woche durften nun alle 300 Mitarbeiter der Werkstätten in Norderstedt nach mehr als drei Monaten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die Öffnung habe ich journalistisch begleitet. Die Menschen trugen Masken, hielten Abstand, desinfizierten sich die Hände beim Eintreten. Einmal verinnerlicht, setzen sie die Regeln besser um als Menschen ohne Behinderung.