Hamburg. Ja, ich werde bald 28. Zeit, endlich an Kinder zu denken? In vielen Mädelsrunden geht es nur noch um das eine.

Wenn jemand hört, dass ich bald 28 Jahre alt werde, erlebe ich zwei Reaktionen. Entweder: „Hätte ich nicht gedacht, du siehst noch aus wie 18!“ Oder: „Oha, dann bist du ja fast 30!“ Die zweite Bemerkung höre ich am häufigsten. Sowohl von Gleichaltrigen als auch älteren Menschen, von Männern wie Frauen. Sie ist stets mit einem Unterton versehen und heißt übersetzt so viel wie: Du solltest dich ranhalten und bald mal loslegen mit dem Heiraten und Kinderkriegen. Denn auch im Jahr 2020, diesem emanzipierten Zeitalter, in dem wir leben, stellt die 30 im Leben einer jungen Frau immer noch die magische Altersgrenze dar. Im Idealfall sollte dann alles unter Dach und Fach sein – Mann, Kind, Bausparvertrag.

Mal davon abgesehen, dass mir noch mehr als zwei Jahre bleiben, bis ich wirklich 30 werde, tut mir die Zahl an sich überhaupt nicht weh. Das Problem sind die Erwartungen, die an sie geknüpft sind. Manch ein Außenstehender hört die biologische Uhr lauter ticken als man selbst. Wenn man als Frau um die 30 ist, wird man automatisch nach seiner Kinderplanung gefragt. Dabei setzen die meisten voraus, dass auch jede Frau ein Kind haben möchte. Mit Ende 20 werden die Nachfragen (oder Aufforderungen) von Kollegen, Freunden und Familienmitgliedern drängender. Mit Anfang 30 ist es höchste Eisenbahn, schwanger zu werden. Diese intime Entscheidung entwickelt sich immer mehr zur öffentlichen Angelegenheit. Über sie wird in großer Runde Small Talk geführt wie über das Wetter. Jeder gibt seinen Senf dazu.