Schreiende Nachbars-Babys und singende Mütter – im Homeoffice kann man derzeit viel erleben. Aber bitte nicht für immer.

Seit über acht Wochen befinde ich mich nun im Homeoffice. Die Nerven sind strapaziert. Während ich am Esstisch auf dem schönen, aber unbequemen Korbstuhl sitze und versuche, diese Kolumne niederzuschreiben, schreit das Baby. Hat es vielleicht Hunger? Oder Bauchweh? Möchte es auf den Arm genommen werden? Ich weiß es nicht, denn: Es ist nicht mein Kind – sondern es gehört meiner Nachbarin über mir. Unsere Wohnung ist derart hellhörig, dass es sich anfühlt, als wäre ich gerade Mutter geworden. Sogar nachts werde ich öfters wach, wenn das Baby weint.

„Jingle bells, jingle bells, jingle all the way“, summt meine Nachbarin, um ihren Säugling zu beruhigen. Ja, ist denn schon Weihnachten? Während ich mit einem Kollegen telefoniere, stimmt sie „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, „Das rote Pferd“ und „Der Roby mit der Sonnenbrille“ an. Man kann ihr nicht vorwerfen, nicht abwechslungsreich in ihrer Songauswahl zu sein. Inzwischen macht mir das tägliche (und oft mehrere Stunden andauernde) Musikquiz richtig Spaß. Wenn unsere Nachbarin „Bailando, bailando“ von Loona singt, antworten mein Freund und ich hier unten mit „Amigos adiós, adiós“. So viel steht fest: Ich bewundere Eltern, die ihre Kinder im Homeoffice bespaßen und beschulen.