Meinung
Kommentar

Bildungsungerechtigkeit: Kultusminister müssen liefern

Peter Ulrich Meyer
Peter Ulrich Meyer leitet das Ressort Landespolitik des Hamburger Abendblatts.

Peter Ulrich Meyer leitet das Ressort Landespolitik des Hamburger Abendblatts.

Foto: HA / A.Laible

Sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler drohen zu den Verlierern der Coronakrise zu werden. Das gilt es zu verhindern.

Die Coronapandemie bedeutet eine tiefe Zäsur in der Schulpolitik wie der Entwicklung der Schulen. So viel lässt sich schon jetzt zu einem Zeitpunkt sagen, an dem ein Ende der Beschränkungen infolge der Ausbreitung von Covid-19 noch gar nicht absehbar ist. Die landesweite komplette Schließung aller Schulen über einen derart langen Zeitraum jenseits der Ferienzeiten, noch dazu fast ohne Vorbereitung, ist in der Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel.

Positiv wird zu Buche schlagen, dass der erzwungene Fernunterricht einen dringend erforderlichen Digitalisierungsschub an den Schulen auslösen und die Bereitschaft sehr vieler Lehrer, die neuen Medien für den Unterricht zu nutzen, erhöhen wird. Die Kehrseite wiegt schwer: Die pädagogische Bedeutung und der Wert des klassischen Präsenzunterrichts ist nie klarer zutage getreten als gerade jetzt.

Bildungsungerechtigkeit darf sich nicht vergrößern

Das gilt besonders für die Schülerinnen und Schüler, die keinen oder einen eingeschränkten Zugang zu digitalen Geräten und ein wenig bildungsfreundliches familiäres Umfeld haben. Sie drohen zu den großen schulischen Verlierern der Coronakrise zu werden. Es ist die Aufgabe guter Bildungspolitik, genau das zu verhindern. Hier müssen die Kultusminister noch liefern. Die Schere der Bildungsungerechtigkeit – in Deutschland ist die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus besonders groß – darf sich nicht weiter öffnen.

Grundsätzlich gilt: Um den Erfolg der schrittweisen, von allen Bundesländern mitgetragenen Rückkehr zur Schulnormalität nicht zu gefährden, bedarf es eines behutsamen Vorgehens und einer strikten Beachtung der Abstandsregeln. Insofern muss hier Sorgfalt vor Geschwindigkeit gehen, wie Hamburgs Schulsenator Ties Rabe zu Recht gesagt hat. Der schulische Ausnahmezustand wird noch Monate andauern.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung