Hamburg. Kurze Frage: In welcher Phase des Informationsrausches sind Sie gerade? Hören Sie täglich den Podcast mit dem Virologen Christian Drosten? Klicken Sie mindestens fünfmal am Tag auf abendblatt.de mit dem Coronavirus-Monitor an? Sind Sie nicht nur bei den TV-Nachrichten an Bord, sondern auch abends zu Gast bei den Talkshows mit Plasberg, Illner und Lanz? Oder flacht bei Ihnen langsam die Kurve ab, und Sie sehnen sich nach einem Stück Normalität, nach Entspannung, zumindest für einige Stunden?
Der Sport, schon häufig als Kitt der Gesellschaft bezeichnet, kann in diesen Wochen keine Abhilfe schaffen. Und es gibt sicher viele Menschen, die argumentieren, dass es in dieser dramatischen C-Krise viel wichtigere Dinge gibt als diesen Unterhaltungssektor, vor allem den Fußball mit seinen Topverdienern, die anders als Millionen von Deutschen leicht einige Zeit auf einen Teil ihres Gehalts verzichten können.
Corona: Politik sollte Kraft des Sports nutzen
Stimmt alles. Trotzdem sollte die Politik nicht leichtfertig die Chance vergeben, die Kraft des Fußballs, aber auch anderer Sportarten wie Handball oder Basketball zu nutzen. Besonders in dieser langen Phase des Ausnahmezustands sollte jede Maßnahme genau und wohlwollend geprüft werden, die eine stark kontrollierte Wiederaufnahme von Spielen – natürlich ohne Zuschauer – ermöglicht.
Zu behaupten, dass dadurch sofort schlimme Folgen der wochenlangen Einkasernierung wie häusliche Gewalt eingedämmt werden könnten, wäre spekulativ, ist aber gar nicht so unwahrscheinlich.
Was viele Menschen vergessen: Kaum ein Bereich unserer Gesellschaft ist so emotional besetzt wie der Sport. Die Historie ist voll von Ereignissen, die den Deutschen wieder Hoffnung gegeben haben. Und selbst wenn 90 Minuten Fußball hilfreich dabei sind, die Ängste und Sorgen zu parken, wäre das auch ein kleiner Sieg.
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