Hamburg. Mit Computerprogrammen Epidemien vorhersagen? Von wegen. Bei Corona haben die Wunderknaben krachend versagt.

Vor etwa 50 Jahren verkündete mein Vater euphorisch, er habe die Zukunft gesehen: Strom ohne Qualm, fast kostenlos und unbegrenzt. Ein Betriebsausflug hatte ihn ins Atomkraftwerk Lingen geführt. Eine Generation später bejubelte ein weiterer Vater am Abendbrottisch das europäische Projekt „ITER“. Diese Testapparatur werde schon bald sauberen und fast kostenlosen Strom aus der Kernfusion spendieren. Der Vater war ich. Meine Söhne staunten. Vor wenigen Jahren verkündeten unsere Söhne das Ende der Krankheiten. Aus unseren vielen Daten könne die Software die Verbreitungswege von Seuchen herauslesen. Zudem werde künstliche Intelligenz alsbald jeden Impfstoff in wenigen Tagen entwickeln.

Wirklich? Corona ist ein Stresstest für die digitalen Heilsverkünder. Soll unser Smartphone nicht anhand unserer Bewegungen Parkinson im Frühstadium erkennen oder einen Schwips oder erhöhte Temperatur? Ich würde mir Warnhinweise auf Google Maps wünschen, welche Gegenden ich besser meide, weil das Risiko einer Infektion dort hoch liegt. Bei Staus klappt das doch auch.