Ich gebe zu: Ich verlasse mich gern auf die intelligente Landkarte im Smartphone. Und ja, ich landete schon im dunklen Wald ...

Meine Freundin Isi wohnt zehn Autominuten von mir entfernt. Zu den ersten fünf Verabredungen ließ ich mich von Google Maps navigieren. Erst kannte ich den Weg nicht. Dann hatte ich ihn mir nicht eingeprägt. Und später wollte ich nicht riskieren, mich eventuell doch zu verfahren, und schaltete sicherheitshalber die Navigation auf dem Handy ein. Beim sechsten Treffen bei Isi schämte ich mich für meine Google-Maps-Abhängigkeit und fuhr todesmutig auf eigene Faust zu ihr. Und: Ich bin tatsächlich angekommen. Wahnsinn, was man sich alles merken kann … Google Maps hat am vergangenen Wochenende seinen 15. Geburtstag gefeiert. Angefangen hat alles mit drei Unternehmen, die Google aufgekauft hat: einem Satellitenbilderdienst, einer Firma, die digitale Karten- und Routenanweisungen entwickelte, und einem Start-up, das Verkehrsdaten erfasste. Google führte die Fähigkeiten der Unternehmen zusammen und kreierte 2005 Google Maps – damals konnte man sich Wegbeschreibungen noch am Computer ausdrucken, erst zwei Jahre später kam die App für das Smartphone auf den Markt.

An ein Leben ohne Navigationsgerät kann ich mich kaum noch erinnern. Für mich ist es schwer vorstellbar, dass sich meine Eltern mit faltbaren Landkarten aus Papier zurechtfanden. Jede entferntere Autofahrt muss eine Abenteuerreise gewesen sein. Früher hat man sich Tage vorher eine Route herausgesucht und ins Gedächtnis eingeprägt. So einige Ehekrisen sind ausgebrochen, weil der Beifahrer die Karte nicht lesen konnte. Halb so schlimm: Wer sich verfahren hatte, hielt am Straßenrand an und fragte Fußgänger nach dem Weg. Würde heute jemand neben mir das Fenster herunterkurbeln, würde ich eher eine Entführung statt einen verirrten Autofahrer vermuten.