Warum es gut ist, dass sich die Demokratie Zeit lässt.

Geduld ist zurzeit eine gefragte Eigenschaft bei Menschen, die sich fürs politische Geschehen interessieren. 142 Tage haben sich die deutschen Sozialdemokraten gegönnt für ihre erste Etappe auf der Suche nach einem neuen Vorsitzendenpaar, noch ohne endgültiges Ergebnis. Seit dreieinhalb Jahren versucht Großbritannien vergeblich, geregelt aus der Europäischen Union auszutreten, die nächste angeblich finale Deadline wackelt auch schon wieder. Deutschland hatte sich nach der vergangenen Bundestagswahl auch ein gutes halbes Jahr geleistet, bis es wieder eine Regierung hatte. Und auch in Sachsen, Wahltag war am 1. September, ist noch lange nicht sicher, ob bis Weihnachten eine neue Landesregierung steht.

Demokratie ist langsam, und das ist im Prinzip auch gut so. Das System der Checks and Balances, die Berücksichtigung der Rechte Einzelner (etwa beim Bau von Stromtrassen), die edle Suche nach dem Kompromiss, all das macht diese Staatsform zur besten unter den Schlechten, wie Winston Churchill einmal pointiert bemerkt hat.