Randa Yogeshwar hat recht: Wenn die Politik zu träge ist, um unsere Daten zurückzuerobern, müssen wir selbst aktiv werden.

Neulich wollte ich Ranga Yogeshwar eine Mail schreiben; es ging um eine Nachfrage zu unserem Interview für www.netzentdecker.de. „Danke für Ihre Mail!“, schnarrte das Antwortprogramm. „Momentan befinde ich mich in meiner OFF-Zeit. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich keine Mails lese, weder zeitnah noch später. Alle einlaufenden Mails werden gelöscht!“
Bitte was? Löschen ohne lesen? Ausgerechnet Ranga Yogeshwar, Wissenssammler und Wissensvermittler? Und wenn nun ein wirklich wichtiger Mensch was will, ein millionenschwerer Werbeauftrag winkt oder einfach nur Angst vor digitaler Einsamkeit droht? Egal: „Vielleicht erscheint Ihnen diese Handlungsweise radikal, doch in Zeiten der Dauererreichbarkeit sind mir Phasen der Fokussierung und des Abstands wichtig.“

Yogeshwar hat seine Prioritäten gesetzt. Kann sein, dass was verloren geht. Aber dagegen steht ein Gewinn: Autonomie. Das Leben dirigieren, anstatt dirigiert zu werden. Nahezu alle digitalen Dienste wollen uns Nutzer so lange wie möglich online halten, sie locken und verführen uns. Denn jeder Klick bedeutet eine Information, unsere Vorlieben, unser Konsumverhalten, unsere Treffen, unsere Wege. Und jede dieser Informationen ist bares Geld, weil wir als Konsumenten noch ausrechenbarer sind. Wer sich ausklinkt, erweitert sein Leben über das Dasein des Konsumenten hinaus.