Vor 50 Jahren begann an den Schulen das Zeitalter der Aufklärung. Und in den Kinos die Ära der Schulmädchenreports.

„Dem Mann fällt selbstverständlich der führende und aktive Teil bei der geschlechtlichen Vereinigung zu. Die Bereitschaft zur Aufnahme und Hingabe bezeichnen die Haltung, in der eine Frau sich befinden muss, bevor sie die natürliche Herbheit und Abwehr aufgibt.“

Wer diese Sätze aus dem 1959 erschienenen Bertelsmann-Bestseller „Die gute Ehe“ liest, weiß jedenfalls schon mal, warum ein Jahrzehnt später die
sexuelle Revolution ausbrach. Die eigentlich eher eine Renaissance war. Denn die prüde Spießigkeit des 19. und 20. Jahrhunderts war glücklicherweise eine historische Ausnahme. Dass Sex zu den Dingen gehört, die die Menschheit zu allen Zeiten und überall ganz ordentlich hinbekam, beweist ja schon die schlichte Tatsache, dass es uns nicht nur noch gibt, sondern dass wir sogar immer mehr werden. Dennoch sah sich das Bundesgesundheitsministerium vor genau 50 Jahren genötigt, dem aufklärerischen Zeitgeist entgegenzukommen und ein revolutionäres Schulbuch zu konzipieren: den Sexualkunde-Atlas.