3:17 in der Champions League. Wie die Nationalelf spielt auch die Bundesliga international nur noch die zweite Geige.

Es ist erst anderthalb Monate her, als Matthias Sammer auf einem hell ausgeleuchteten Podium der Düsseldorfer Messe saß. Der Chefkritiker des deutschen Fußballs trug damals einen knallblauen Pullover über einem blau-weiß gestreiften Hemd, was einen schönen Kontrast zu seinem rot-grauen Bart bildete. Der ehemalige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Sportvorstand des FC Bayern skizzierte ein alarmierendes Bild vom deutschen Fußball. „Wir laufen aktuell der Musik hinterher, sowohl in der Nationalmannschaft als auch zum Teil bei den Clubs, wenn man höchste Ansprüche hat“, sagte einer, den die Öffentlichkeit aus seinen aktiven Zeiten als „Feuerkopf“ kannte. Aktuell scheint es, als sei bei wichtigen Protagonisten das Feuer erloschen. Wer Manuel Neuer, Kapitän der Nationalmannschaft und der Bayern, bei seinem Statement zum Münchner Ausscheiden in der Champions League gegen den FC Liverpool zuhörte, der erschrak über den resignativen, fast fatalistisch anmutenden Unterton.

Der in doppelter Hinsicht verletzlich wirkende Torhüter versinnbildlicht am besten den Verlust einstiger deutscher Urtugenden. Wo sind die kratzbürstigen Elemente hin, wenn es spielerisch nicht läuft? Das deutsche Trio ist gegen die englische Troika in der Königsklasse krachend gescheitert. Eine Nullnummer, fünf Niederlagen. Bei einem Torverhältnis von 3:17. Ein harter Dexit. Borussia Dortmund blieb rat- und torlos auf der Strecke, der FC Schalke 04 wehr- und hilflos. Und der FC Bayern, der sonst noch immer die Kohlen für die Bundesliga aus dem Feuer holte, hat schmerzhaft die Dringlichkeit der Erneuerung erfahren. Im wichtigsten Vereinswettbewerb schaut Fußball-Deutschland in der entscheidenden K.-o.-Phase genau wie bei der WM in Russland nur zu. Und da hilft auch nicht, dass die Ausbeute dieser Saison in der Uefa-Fünfjahreswertung noch halbwegs ordentlich ausfällt.