Einkaufsstraßen und Städte sterben nicht mit einem Schlag, sondern schleichend; sie veröden, sie verdorren, sie verkarsten über Monate, mitunter über Jahre. Der Wandel ist so schleichend, das er zunächst kaum auffällt, nicht erschreckt, niemanden bewegt. Wenn er dann ins Auge springt, ist es meist schon zu spät. Die jüngste Meldung vom Umzug des Traditionshauses Ladage & Oelke weg vom Neuen Wall ist sicher keine Untergangsnachricht; sie ist aber ein Warnzeichen für Hamburgs Prachtstraße wie für den Einzelhandel der Stadt insgesamt.

Noch immer zieht der Neue Wall mit prächtigen – oft inhabergeführten Läden – Kunden aus nah und fern, noch ist die Innenstadt weit von der Tristesse mancher Stadtteile entfernt, in der sich leere Schaufenster an verwaiste Läden reihen. Die Branche steckt in einer tiefen Krise: Seit Jahren stagniert der stationäre Handel, während der Internethandel kräftig hinzugewinnt. Im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft haben Amazon und Consorten knapp zehn Prozent auf 13 Milliarden Euro hinzugewonnen, während der klassische Handel ein kümmerliches Prozent auf knapp 87 Milliarden zugelegt hat – dieses Wachstum ist in realen Preisen ein Schrumpfen.