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Bürgerbus: Wie sich Hamburg herausmogelt

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Christoph Rybarczyk
Christoph Rybarczyk

Christoph Rybarczyk

Foto: Marcelo Hernandez / HA

Der Senat ist für die Anbindung mit Bus und Bahn verantwortlich. Warum der Bürgerbus in Niendorf nicht Schule machen darf.

Das private bürgerschaftliche Engagement der Hamburger kann man gar nicht oft genug und in höchsten Tönen loben. Es zeigt sich im Kleinen wie in der Nachbarschaftshilfe, es zeigt sich bei Jahrhundertprojekten wie der Elbphilharmonie, für die sich Gönner mit Millionen engagierten, deren Namen jetzt im neuen Wahrzeichen klein auf den Fluren zu lesen sind. Und es zeigt sich in der Arbeit von Ehrenamtlichen, die jetzt den Bus steuern sollen, damit etliche Bewohner nicht vom Einkaufen, der medizinischen Versorgung und dem urbanen Leben abgeschnitten sind.

Das ist aber eine Aufgabe, die der Senat und die von ihm kontrollierten Verkehrsunternehmen wie die Hochbahn übernehmen müssten. Es kann nicht sein, dass in Niendorf eine Buslinie privat organisiert werden muss. Wir sprechen nicht von den Vier- und Marschlanden, wo sich die Bürger mit großen Fahrplanlücken abgefunden haben. Der Senat predigt Bus- und Bahnfahren, das Radeln und generationengerechte Politik. Hamburg soll demografiefest, die immer mehr werdenden Alten wertgeschätzt werden. Das klingt angesichts der ÖPNV-Tatsachen wie Hohn.

Buslinien in Hamburg: heillos überfüllt

In Schleswig-Holstein gibt es bereits die Mitfahrbänke, auf die sich jeder setzen kann, der von einem Privatwagen mitgenommen werden könnte. Der Bürgerbus in Niendorf ist ein tolles Projekt, das aber nicht Schule machen darf. Senat und Hochbahn müssen viel genauer, kleinteiliger hinschauen: Wo entstehen neue Quartiere? Wo leben die älteren, in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen? Welche Linien sind schon überlastet?

Entlang der beliebten und belebten Achse Niendorf-City sind beispielsweise in den vergangenen Jahren Hunderte Wohnungen entstanden. Ihre Bewohner kennen den täglichen Verkehrskollaps und die heillos überfüllten Busse von früh bis spät. Am gigantischen Wohngebiet Tarpenbek Ufer gibt es einen (!) Straßenzugang, weit und breit keine Bahnstation, ein Bus ist geplant.

Der Senat muss beim ÖPNV erheblich an Tempo zulegen. Heute sprechen wir über einen privat betriebenen Bürgerbus – morgen wird Hamburg fast zwei Millionen Einwohner haben.

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