Meinung
Kommentar

City-Hof: Zeit für eine Entscheidung

Matthias Iken

Der City-Hof darf fallen – weil es die Politik so will.

Langsam fühlt sich mancher Beobachter im Streit um den City-Hof an die Elbvertiefung erinnert, die seit 16 Jahren gewollt, aber noch immer nicht umgesetzt worden ist. Auch der „Klotz am Klosterwall“ ist Politik und Oberbaudirektoren seit Jahren ein Dorn im Auge – schon 2005 wurde der Abriss im Sinne eines besseren Städtebaus diskutiert. Die mögliche Beseitigung stand schon in der Bewerbung um das Weltkulturerbe für das Kontorhausviertel.

Auf der anderen Seite ist der engagierte Kampf der Denkmalschützer aller Ehren wert – und wichtig. Eine Stadt, die nicht zu Unrecht den wenig schmeichelhaften Titel „Freie- und Abrissstadt Hamburg“ trägt, muss mit ihrem Erbe vorsichtiger umgehen. Bevor man markante Bauten – und dazu zählt der City-Hof – schleift, müssen die Argumente gewechselt und gewogen werden.

Dies ist jetzt in ausreichendem Ausmaß erfolgt. Die Denkmalschützer haben ihre Argumente, der Kultursenator hat sie auch. Er verweist darauf, dass der Senat nach einem langen und öffentlichen Prozess entschieden hat, dass aus städtebaulichen Grün­den ein übergeordnetes öffentliches Interesse am Abriss der umstrittenen Hochhäuser und am Neubau besteht.

Irgendwann müssen politische Entscheidungen umgesetzt werden. Zugespitzt gesagt: Wenn der rot-grüne Senat mit seiner demokratischen Mehrheit den City-Hof abreißen will, darf und soll er es jetzt tun. Die Unesco hat die Entscheidung in die Hamburger Hände zurückgelegt, ein neuer Stellvertreterkrieg wie zuletzt über das Welterbe bringt niemanden mehr weiter. Egal wie man zu Erhalt oder Abriss stehen mag – irgendwann sollten sich auch die Gegner einer gefühlten Fehlentscheidung fügen, wenn sie denn rechtlich und demokratisch sauber getroffen wurde. Ansonsten droht die Unregierbarkeit der Stadt.

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