Als ich noch überwiegend Autofahrer auf Hamburgs Straßen war, habe ich mich oft über die Rüpelhaftigkeit und Unfreundlichkeit anderer Autofahrer geärgert und gedacht: Schlimmer geht es nicht. Nun bin ich seit knapp vier Monaten überwiegend Radfahrer – und wurde auf meinem viel zu harten Sattel eines Besseren belehrt. Denn noch nie bin ich im Straßenverkehr so bepöbelt worden wie in dieser Zeit.
Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht schnell genug fahre, vor großen Kreuzungen gern mal bremse und fast immer einen Helm trage. Auf jeden Fall vergeht kaum ein Tag, an dem ich mir nicht einen bösen Blick oder eine abschätzige Bemerkung von einem anderen Radfahrer einfange. Dabei dachte ich, unser gemeinsamer Gegner seien die Autofahrer ...
Die wiederum erkenne ich kaum wieder, seit ich auf zwei Rädern sitze. Wie selbstverständlich lassen sie mich in den großen Radfahrstraßen rund um die Alster vor, hupen nicht und drängeln kaum. Während ich am Anfang meiner Zeit als Radfahrer vor allem auf Pkw geachtet habe, konzentriere ich mich jetzt verstärkt auf andere Radfahrer. Etwa solche, die mit hoher Geschwindigkeit plötzlich auf die Straße rasen, die in der Kurve überholen und dabei mit dem Handy telefonieren oder die mir einfach nur in den Nacken zischen: „Fahr mal schneller!“ Richtig unwohl fühle ich mich übrigens in einem Pulk von Radfahrern, die alle ungeduldig darauf warten, eine Straße zu überqueren. Wenn die Meute losbricht, kann alles passieren – und wehe, man (also ich) verpasst den Start. Dann gibt es Häme und Schimpfe von allen Seiten.
Liebe Mitradfahrer, was mache ich falsch? Löst mein schwarzer Helm bei euch irgendwelche Aggressionen aus? Habt ihr ein Problem mit mir aus meiner Zeit als Autofahrer? Oder bin ich nur einfach noch nicht lange genug auf Hamburgs Straßen unterwegs?
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