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Kommentar

Einmal im Monat Autos ausbremsen!

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Axel Tiedemann
Axel Tiedemann

Axel Tiedemann

Foto: Klaus Bodig

Die Radler-Demos weisen auf ein großes Problem der Stadt

Jeden letzten Freitag im Monat rollen Tausende Radfahrer abends einige Stunden gemeinsam durch die Stadt. Minutenlang müssen Autofahrer dann warten, können Kreuzungen nicht überqueren – einige Radler sperren auch noch die Straße, damit der Pulk geschlossen durchkommt. Das alles passt dem CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Joachim Lenders nun gar nicht mehr, er kritisiert die aus seiner Sicht zu lasche Haltung des Senats dazu und fordert ein Verbot der bisherigen Form dieser sogenannten Critical-Mass-Bewegung in Hamburg. Das anonym organisierte Massenradeln sei eine Demonstration und müsse als solche auch angemeldet werden, argumentiert der Polizeigewerkschaftler. Letztlich, so Lenders, gehe es auch darum, die Teilnehmer vor Unfällen zu schützen, wenn sie bei diesem unordentlichen Radeln mitmachten.

Dies klingt dann doch etwas scheinheilig. Lenders gilt als Mann der forschen Attacken, der bisher kaum dafür bekannt war, sich sonderlich um das Wohlergehen von Demonstranten zu sorgen. Hier spricht wohl eher der genervte Autofahrer, dem dieses anarchische Treiben nicht geheuer ist. Sicher entspricht es nicht der Straßenverkehrsordnung, wenn der Critical-Mass-Pulk bei Rot über Kreuzungen fährt. Aber nun gleich mit der Verbots-Keule zu kommen, ist wenig verhältnismäßig, weil diese Radlerdemos trotz der fast 5000 Teilnehmer ausgesprochen friedlich verlaufen und eher Züge einer Loveparade tragen. Da kennt die Stadt andere Demonstrationen.

In einem Punkt hat Lenders aber Recht: Die Critical-Mass-Fahrten sind eine Demonstration.Und was für eine. Welches andere Thema bringt im Jahr schon so viele Teilnehmer zusammen?

Das zeigt doch deutlich, dass Hamburg einen gewaltigen Nachholbedarf hat im Ausbau des Radverkehrs. Hier hilft es nicht, schnell mal ein paar Radfahrstreifen auf die Fahrbahnen zu pinseln, wie es derzeit so oft geschieht. Um unsere Städte aus dem Würgegriff des motorisierten Verkehrs zu befreien, braucht man bessere Konzepte, wie viele andere europäische Städte zeigen. Darüber sollte sich die CDU ärgern, nicht über eine fröhliche Rundfahrt, die einmal im Monat durch die Stadt düst.

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