Die Partei stellt wenig interne Konkurrenz auf

Man kann niemanden zwingen, für die Bürgerschaft zu kandidieren. Eine Partei kann das schon gar nicht. Aber zumindest kann sie ihre Mitglieder ermutigen, das zu tun. Wenn sich vor einer Wahl kaum Kandidaten finden, die ins Landesparlament einziehen möchten, dann hat die betreffende Partei entweder sehr viel falsch gemacht. Oder sie hat aus ihrer Sicht alles richtig gemacht, weil sie womöglich genau das wollte. Bei den Grünen jedenfalls drängt sich der zweite Eindruck auf.

Keine andere in der Bürgerschaft vertretene Partei hat so wenig Wahlkreiskandidaten wie die Ökopartei. Von 142 möglichen Kandidaten stellen die Grünen gerade mal 64 auf – nicht einmal die Hälfte. Selbst die mitgliederschwächeren Parteien FDP und Linke erzielen höhere Quoten.

Der Geist des Wahlrechts liegt darin, dem Wähler die Möglichkeit zu geben, weitestgehend unabhängig von den Parteivorstellungen jene Kandidaten in die Bürgerschaft zu entsenden, die er für richtig erachtet. Stellt eine Partei wenig Kandidaten auf, so nimmt sie den Wählern die Möglichkeit oder schränkt sie zumindest ein.

Auffällig bei den Grünen ist, dass ausgerechnet ihr Spitzenpersonal vergleichsweise wenig innerparteiliche Konkurrenz erhalten hat. Spitzenkandidatin Katharina Fegebank hat in ihrem Wahlkreis 10 nur eine Mitbewerberin. Ähnlich sieht es auch bei Till Steffen aus oder bei Fraktionsvize Eva Gümbel. Immerhin Fraktionschef und zweiter Spitzenkandidat Jens Kerstan nimmt es gegen zwei Mitbewerber auf. Die Begründung der Grünen dafür lautet, es habe keine weiteren Bewerber gegeben. Dass es aber geht, zeigt sich an der Landesliste. Dort haben die Grünen – anders als ihre Mitbewerber von FDP und Linken – die Höchstzahl von 60 Kandidaten erreicht.

Tatsächlich ist es so, dass bei den Grünen über der Einzug in die Bürgerschaft fast ausschließlich die Wahlkreisliste entscheidet. Vor vier Jahren galt das für zwölf der 14 Abgeordneten. Es ist zwar verständlich, dass man bei einer solchen Konstellation auf Nummer sicher gehen möchte. Aber zu einer Partei, die für das neue Wahlrecht gekämpft hat, passt das nicht.