Gesetzliche Betreuer kämpfen gegen geplante Kürzungen

Wir schieben das Thema alle gern vor uns her – dass wir eines Tages möglicherweise nicht mehr selbst entscheiden können, wo und wie wir leben. Weil wir irgendwann geistig oder körperlich nicht mehr in der Lage sein könnten, unser Leben selbst zu organisieren. Das verdrängen wir gern, solange wir jung sind. Dabei muss man nicht darauf warten, bis es einen selbst trifft. Vorher sind es vielleicht die eigenen Eltern, um die wir uns kümmern müssen. Weil sie mit ihrem Alltag nicht mehr alleine klarkommen.

In Hamburg brauchen etwa 25.000 Menschen die Unterstützung eines Betreuers. Im Idealfall sind das nahe Angehörige, aber in Zeiten beruflicher Mobilität leben die Verwandten nicht immer in der Nähe. Dann muss ein Fremder diese Betreuung übernehmen. Das kann einer der gut 400 Berufsbetreuer sein, die in Hamburg von den Behörden bezahlt werden. Es kann aber auch ein ehrenamtlicher Betreuer sein, der seine freie Zeit in den Dienst derjenigen stellt, die sich nicht mehr selbst mit Behörden auseinandersetzen können, die nicht um Grundsicherung, Wohngeld und andere Ansprüche kämpfen können. Der nicht auf die Uhr guckt, aber regelmäßig nach dem Rechten sieht und ein bisschen Wärme in den Alltag bringt.

Die Arbeit eines Betreuers ist anspruchsvoll. Manchmal ist es nur der Kampf darum, welches Amt für das Schneiden der Zehennägel des Betreuten bezahlen muss. Betreuer müssen aber auch darüber entscheiden, ob ihrem Schützling ein Bein amputiert oder eine lebenserhaltende Maschine abgeschaltet wird. Solche Fragen wollen viele Ehrenamtliche nicht entscheiden, ohne sich vorher eingehend beraten zu haben. Dafür gibt es die Betreuungsvereine. Ihnen ab dem Sommer die Mittel zu kürzen, ist kurzsichtig. Wer nicht mehr nachfragen kann, wird unsicher und gibt dieses Ehrenamt vielleicht wieder auf. Dann wird sich die Zahl von etwa 7000 ehrenamtlichen Betreuern möglicherweise schnell reduzieren. Und wer soll neue rekrutieren und fortbilden? Diese Fragen hat eine hamburgweite Initiative ehrenamtlicher Betreuer jetzt an den Bürgermeister gestellt. Antworten hätte sie gern noch vor der Wahl im Februar.