Nicht nur Mindestlohn macht Amateurvereinen zu schaffen

Der Hamburger Amateurfußball hat kein leichtes Jahr 2014 hinter sich. Da war der Skandal um das von Schiedsrichter Murat Yilmaz nicht regelkonform ausgeführte Elfmeterschießen im Pokalhalbfinale zwischen Altona und Condor. Condor, schuldlos am Dilemma, verlor später das Pokalfinale gegen den USC Paloma. Jenes Paloma, das den Aufstieg in die Oberliga auch glücklich schaffte, weil mit dem VfL 93 (Rückzug des Mäzens) und dem Oststeinbeker SV (später erfolglos widerrufene Abmeldung des Teams durch den Präsidenten) gleich zwei Vereine auf ihr Startrecht verzichteten. Wie der FC Elmshorn, Oberliga-Titelträger 2013, der im Dezember seine Mannschaft abmeldete. Überschattet wurde alles von einer Wettaffäre, bei der immer noch offen ist, ob der Verband in seinen vertraulichen Gesprächen mit den Tippgebern etwas Brauchbares zutage förderte.

Kaum hat 2015 begonnen, grüßt das Problem Mindestlohn am sportlichen Horizont. Klagt ein Spieler erfolgreich, könnte er das System des Amateurfußballs nachhaltig verändern. Man kann trefflich darüber streiten, ob Hobbysportlern, so ambitioniert und leistungsstark viele von ihnen sind, ein moralischer Anspruch auf 8,50 Euro in der Stunde zusteht. Fakt ist: Die rechtliche Debatte ist da.

Hier ist der Bogen zu spannen zu vielen Problemen des Amateurfußballs. Die Clubs – deren Etats aufgrund wegbrechender Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen enger werden – sind gut beraten, das Thema ernst zu nehmen. Viele Skandale, die die seriös wirtschaftenden Clubs leider oft in den Hintergrund der Wahrnehmung drängen, wurden erst zu solchen, weil man nicht präventiv handelte. Die Haltung „Es wird schon nichts passieren“ ist der beste Weg, in Schwierigkeiten zu geraten. Zieht sich der Geldgeber zurück, kommt der Schuldenstand auf den Tisch, merken die Fans, dass Spieler auf eigene Partien wetten, geht es drunter und drüber.

Es wäre schön, würde es in diesem Fall anders laufen. Die Problematik um den Mindestlohn im Amateurfußball ist eine tickende Zeitbombe. Wer sich bemüht, sie skandalfrei zu entsorgen, bevor ein Spieler im Gerichtssaal steht, verdient Anerkennung.