Fromme Wünsche an den HSV für das Jahr 2015. Und wie will Jens Meier als neuer Präsident des Vereins „die AG krass kontrollieren“?

Böller, Braten und Berliner sind traditionell die bestimmenden Themen eines Jahreswechsels, dazu Rückblicke in jeder Form. Die uneingeschränkte Nummer eins aber sind die vielen Wünsche. Sie kosten nichts, liegen als Standardsätze auf Lager und machen sich bestens. „Alles, alles Gute für das neue Jahr, vor allem beste Gesundheit!“ Wie oft haben Sie das gehört – und selbst gesagt? Wünsche überall, an Familie, Freunde, Bekannte. Meine Wünsche drifteten in Richtung Volkspark ab – sie gingen an den HSV. Damit einmal angefangen, kommt man gar nicht mehr dazu, an Gesundheit und alles Gute zu denken, dafür blieb kaum noch Zeit.

Mehr Tore, mehr Siege, mehr Punkte – dazu den vorzeitigen Klassenerhalt, das sind die überragenden und frommen Wünsche für die Rothosen. Dazu endlich wieder eine Mannschaft, die den Namen verdient, die sich tatsächlich als verschworene Gemeinschaft präsentiert. Spieler, die sich für die drei großen Hamburger Buchstaben, für Fans und für die Raute zerreißen.

Dazu eine Club-Führung, die den totalen Durchblick hat – und die soll es jetzt ja geben: Beiersdorfer, Knäbel, Peters, von Heesen sind Leute, die das Geschäft Bundesliga in- und auswendig kennen, die genau wissen, wie und wohin der Ball zu rollen hat. Und die das Geld nicht mit vollen Händen zum Fenster hinauswerfen. Die zudem wissen, dass sie eigene Talente fördern und zu pflegen haben, und sie nicht, wie im Fall Jonathan Tah (an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen), links liegen lassen.

Weiter ist zu wünschen, dass die sportliche Leitung weiß, welche Spieler sie zu halten hat und welche nicht. Dieser Tage traf ich das große und verdienstvolle HSV-Mitglied Udo Bandow, natürlich war der Abstiegskampf Gesprächsthema Nummer eins. Der frühere Aufsichtsrats-Chef sprach von einer Mannschaft, die der HSV seit Sommer 2010 sukzessive verloren hat, die dem Club heute bestimmt mehr Tore, mehr Siege und Punkte eingefahren hätte: Hesl (Fürth); Demel (West Ham), Boateng (FC Bayern), Bruma (Eindhoven), Aogo (Schalke); Ben-Hatira (Hertha), Son, Calhanoglu (beide Leverkusen), Skjelbred (Hertha); Guerrero (Corinthians São Paulo), Choupo-Moting (Schalke). Schlussfolgerung daraus – oder auch nur ein weiterer Wunsch für 2015: Der HSV sollte aufhören, ein fußballerisches An- und Verkauf-Geschäft werden zu wollen.

Als ein wichtiges Ereignis steht die Mitgliederversammlung am 25. Januar bevor. An diesem Tag soll Jens Meier Präsident des HSV e. V. werden. So er gewählt wird. Interessant ist, dass Meier in einem Interview mit der „Mopo“ bereits angekündigt hat, als Chef des HSV e. V. „die HSV AG krass kontrollieren“ zu wollen. Krass kontrollieren? War das nicht schon seine Aufgabe als ehemaliger HSV-Aufsichtsrats-Chef? Wo und wie wurde der Vorstand „krass kontrolliert“? Krass war, Meier wird es wissen, einzig und allein, wie ahnungslos üppig der HSV in der jüngeren Vergangenheit mit dem Geld um sich geschmissen hat.

Dem Club droht die nächste Zerreißprobe. Hinter den Kulissen haben jene ehemaligen Führungsherren, die einst vehement gegen die Umstrukturierung und die HSV AG ankämpften, längst nicht aufgegeben. Auch deshalb, weil die HSV-Aktiengesellschaft nicht so aus den Startlöchern gekommen ist, wie es angedacht, geplant und hinausposaunt worden war.

Allein deshalb wäre es verwegen, sich einen vor Einigkeit strotzenden HSV im Jahre 2015 zu wünschen. Das wäre gleichzusetzen mit dem absurden Wunsch, dass der HSV seine nächste deutsche Fußball-Meisterschaft im Jahre 2016 feiern sollte. Beides wird es auf Jahrzehnte hinaus nicht geben.

Zumal dieser HSV die Ebbe in der Kasse verwalten muss. Da aber der Profi-Fußball noch immer nicht ohne Millionen funktioniert, werden die finanziellen Mittel von irgendeiner Seite in den HSV fließen müssen. Nur woher? Eine Bank lässt sich seit Jahren nicht finden. Und Milliardär Klaus-Michael Kühne, von vielen HSV-Mitgliedern und Fans angefeindet, will sich diese undankbare Rolle nicht mehr länger antun. Nachvollziehbar. Wie aber einige hohe HSV-Herren auf diese Nachricht reagierten, sollte nicht verschwiegen werden. Hinter vorgehaltener Hand war vielfach zu hören: „Das ist dann der Todesstoß für den Profi-Fußball-Verein HSV.“

Was nur ist diesem HSV für 2015 vordringlich zu wünschen? Alles Gute und beste Gesundheit?