Junge Flüchtlinge sind ein Potenzial für den Arbeitsmarkt

Jeder Flüchtling tut Deutschland gut – ein naiver Glaube. Flüchtlinge brauchen Platz, Flüchtlinge kosten Geld, Flüchtlinge brauchen Beschäftigung. Und sie haben ein Recht darauf. Denn Menschlichkeit kostet. Doch wer allein die Kosten vorrechnet, erzählt nur die Hälfte der Geschichte. Aus den Kriegsgebieten in Syrien oder Afghanistan und aus den afrikanischen Krisenregionen fliehen nicht die Schwächsten. Sie schaffen es oftmals gar nicht erst aus ihrem Dorf oder ihrem Getto. Wer die teure und gefährliche Reise nach Europa auf sich nimmt, ist jung und hatte zuvor häufig eine Arbeit. Oder der Mensch wurde von internationalen Organisationen in dem Krisengebiet ausgewählt, als Kontingentflüchtling für Deutschland. So sucht der Staat bereits außerhalb seiner Grenzen aus, wen er haben will und wen nicht. Ein EU-Sicherheitsapparat soll illegale Einreisen stoppen. Europas Asylpolitik ist nicht außer Kontrolle, wie manche sagen. Kontrolle ist Europas politische Agenda.

Nicht selten leben Ärzte, Lehrerinnen oder Anwälte in den Flüchtlingsheimen in Hamburg oder Bayern. Wer mit ihnen spricht, hört fließendes Englisch, nach ein paar Monaten sogar viele Sätze auf Deutsch. Oft wissen junge Flüchtlinge Bildung und Arbeit zu schätzen. Sie haben das Lernen gelernt. Und wer keinen Abschluss mitbringt, hat bei der Odyssee über die Kontinente zumindest Ehrgeiz und Verhandlungsgeschick bewiesen.

Natürlich reicht das in Deutschland nicht. Ohne Leistung zu zeigen, hat es ein Flüchtling schwer. Wer sich nicht einmal bemüht, schadet sich selbst. Doch auch der Gesetzgeber muss sich endlich ernsthaft bemühen. Der Handwerkspräsident fordert zu Recht eine verlässliche Asylgesetzgebung, um Flüchtlinge im Betrieb oder der Ausbildung einzusetzen. Noch immer dauern Asylverfahren nicht die von der Politik versprochenen drei Monate, sondern zehn oder elf. Doch auch die Wirtschaft darf nicht warten, bis die Politik ihnen eine funktionierende Einwanderungsgesellschaft serviert. Firmen müssen in Flüchtlinge investieren. Das kostet. So wie der Staat für Asylunterkünfte zahlt. Am Ende rechnet sich beides: Arbeitskraft und Menschlichkeit.