Kampfeinsatz in Afghanistan zum Jahreswechsel beendet

Feierliche Worte, Flaggenzeremonien, Hymnen: Militärs und Politiker haben ihre Rituale, um tatsächliche oder auch nur vermeintliche Zeitenwenden zu zelebrieren. Zum Jahreswechsel ist es in Afghanistan so weit. Nach 13 Jahren endet der internationale Kampfeinsatz gegen die Taliban. Und es beginnt die neue Ausbildungsmission für die einheimischen Sicherheitskräfte. Wie schnell sich diese wieder in einen scharfen Einsatz verwandeln kann, zeigt leider das Beispiel Irak.

Skepsis ist auch am Hindukusch angebracht. Ob die einheimischen Polizisten und Soldaten für Sicherheit sorgen können, die zeitweise 140.000 westliche Soldaten nicht garantieren konnten, darf bezweifelt werden. Die Macht der Zentralregierung reicht kaum über die Stadtgrenzen Kabuls hinaus. In den entlegenen Regionen könnten die Islamisten wieder erstarken, wenn die Hubschrauber und Flugzeuge der Alliierten abgezogen sind, die den Sicherheitskräften am Boden Unterstützung geboten haben.

War deshalb alles umsonst? Mit Sicherheit nicht. Am Beginn des Einsatzes standen die Terroranschläge des 11. September 2001. Afghanistan war zum Unterschlupf und Ausbildungszentrum des internationalen Terrorismus geworden. Und die Taliban hatten mit mittelalterlichen Methoden ihr eigenes Volk unterdrückt. Auch die Afghanen haben das Recht, ein normales Leben zu führen. Der Isaf-Einsatz hat sie diesem Recht zumindest ein Stück nähergebracht. Frieden wird aber von innen wachsen müssen. Er kann so wenig wie Demokratie mit militärischer Gewalt von außen hergestellt werden. Und so langsam setzt sich auch in den westlichen Nationen die Erkenntnis durch, dass unsere Werte und Überzeugungen zwar hohe Güter sind, die der Menschheit viel an zivilisatorischem Fortschritt gebracht haben. Sie lassen sich aber nicht automatisch in jedem Winkel der Erde in praktikable Politik umsetzen.

Bis zu stabilen und geordneten Verhältnissen scheint es noch ein weiter Weg, auf dem Afghanistan noch einiger Unterstützung bedarf. Die Zeremonie vom Sonntag wird nicht die letzte feierliche „Zeitenwende“ gewesen sein.