Ein Kommentar von Peter Wenig

Kein Begriff wird im deutschen Sport so inflationär verwendet wie das Wort Star. Der Hamburger Ruderer Eric Johannesen hat sich dieses Prädikat ohne Frage verdient. Weltmeister und Olympiasieger in der Königsdisziplin, dem Achter, mehr geht nicht. Doch als Johannesen nach seinem größten Erfolg, dem Gold von London, bei Autohändlern der Hansestadt durchklingelte und fragte, ob man ihm eventuell ein kleines Auto sponsern könnte, selbstverständlich mit dem entsprechenden Logoaufdruck, hagelte es nur Absagen. Kein Händler wollte mit einem der populärsten Sportler dieser Stadt werben.

Diese Geschichte verrät viel über das Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag im Spitzensport. Während beim HSV Jungmillionäre in kurzen Hosen mit Boliden im Volkspark vorfahren, die oft dem Wert eines Reihenhauses entsprechen, muss ein Olympiasieger sogar für seine Trainingsklamotten zahlen, da der Ruderverband zu klamm ist.

Nein, fair ist das nicht. Und vor allem: Es ist auch nicht klug. Denn Spitzensportler aus sogenannten Randsportarten zu unterstützen, lohnt für beide Seiten. Für den Athleten, der sich wieder mehr auf seine Wettkämpfe konzentrieren kann. Und für die Firmen, die über ein Sponsoring ideale Werbebotschafter gewinnen. Oder einen neuen hoch motivierten Mitarbeiter. Die Erfahrungen der Handelskammer, die Spitzensportlern über Partnerunternehmen entsprechende Jobs vermittelt, sind überaus ermutigend. Wer sich im Training schindet, gibt in aller Regel auch im Beruf richtig Gas. Und gleicht so mögliche Fehltage mehr als aus. Amateure sind eben oft die besseren Profis.