Der Tod eines Schwarzen wirft alte Fragen nach Rassismus auf

Es ist wie so oft, wenn Protest in Gewalt umschlägt. Unter dem Rauch der brennenden Autos und dem Tränengas der Polizei verschwindet die politische Botschaft. In diesem Fall das Gedenken an den in der US-Stadt Ferguson erschossenen Michael Brown und die Rufe nach einem fairen Gerichtsprozess gegen den Polizisten Darren Wilson. Nun wird es kein Verfahren geben.

Zu widersprüchlich seien Zeugenaussagen, die Beweise für einen Rechtsbruch des Polizisten nicht belastbar, um ein Verfahren zu eröffnen. Das entschieden nun die (neun weißen und drei schwarzen) Geschworenen. Ein weißer Polizist erschießt einen schwarzen Jungen mit sieben Schüssen. War es Notwehr? War es Mord? Da ein öffentlicher Prozess ausbleibt, werden sich die Amerikaner nie ein eigenes Urteil über die Beweise bilden können. Das Misstrauen vieler afroamerikanischer Bürger gegen eine Justiz, die weiße Polizisten schützt und schwarze Männer diskriminiert, werden bestärkt. Dabei hätte ein transparenter Prozess Vertrauen schaffen können. Den hatte in Umfragen auch die Mehrheit der Weißen in den USA gefordert.

Der Tod von Brown ist kein Einzelfall. Übermäßige Polizeigewalt gegen Afroamerikaner bleibt ein Problem in den USA. Mehrfach hatten Übergriffe und Todesschüsse auf unbewaffnete Schwarze Proteste ausgelöst. Selten aber werden Polizisten angeklagt. Zwar werden manche schwarze Kriminelle zu Unrecht zu Opfern stilisiert. Doch hält sich der Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft auch Jahrzehnte nach der Bürgerrechtsbewegung – trotz der Anti-Diskriminierungs-Maßnahmen, die teilweise sogar entschiedener sind als in Deutschland. Die Entscheidung der Geschworenen und die folgende Gewalt werden Vorurteile zwischen Schwarzen und Weißen bestärken.

Der Tod von Brown ist ein politischer Fall. Vielleicht wäre es in einem Verfahren gegen den Polizisten zu einem Freispruch gekommen. Vielleicht wäre er verurteilt worden. Nun kam es nicht einmal zu einem Prozess. Viele Experten hatten diese Entscheidung der Geschworenen prophezeit. Vor allem das muss frustrieren.