Unsere Probleme hätten andere Städte sehr gern. Ein Kontra

Hin und wieder ist es vielleicht nicht verkehrt, daran zu erinnern, dass es sich bei Hamburg nicht nur um eine schöne, sondern auch um eine recht große Stadt handelt. Wenn rund 1,8 Millionen Menschen an einem Ort ziemlich geballt zusammenleben, entstehen automatisch mehr Verkehr, mehr Lärm und eben auch mehr Müll als in einer kleinen Kommune in einem Flächenstaat.

Damit müssen und damit können die Hamburger aber gut leben, weil man ihrer Stadt weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick ansieht, dass es sich um eine Metropole handelt. Das Gegenteil ist richtig: Hamburg wird doch gerade darum beneidet, dass es trotz seiner Größe und der Zahl seiner Einwohner immer noch so akkurat, so aufgeräumt und vor allem so grün wirkt. Natürlich darf man nie versäumen, das Bild der Stadt zu schützen, wo es nur geht. Aber man muss dabei im wahrsten Sinne des Wortes sauber bleiben: Wer den Eindruck befördert, Hamburg sei ein schmuddeliger Ort, der ist, mit Verlaub, lange Zeit nirgendwo anders mehr gewesen. Mag sogar sein, dass es Städte gibt, die sich noch mehr herausputzen als Hamburg – die meisten wären froh, wenn sie unsere (Müll-)Probleme hätten.

Nein, wir brauchen nicht noch weitere Waste Watchers, und die seltsame Bezeichnung für diese Müllwächter brauchen wir schon gar nicht. Hamburg war in Sachen Entmüllung längst auf einem besseren, auf einem charmanteren Weg. Die lustigen Sprüche auf den roten Mülleimern („Bin für jeden Dreck zu haben“, „Habe schmutzige Fantasien“, „Ich will keine Schokolade, ich will lieber das Papier“), dazu die Möglichkeit, im Rahmen der Aktion „Saubere Stadt“ vermüllte Stellen oder Plätze sofort zu melden – das reicht, und das hat dafür gesorgt, dass Hamburg in den vergangenen Jahren noch schmucker geworden ist, als es ohnehin schon war. Wer eine noch sauberere Stadt will, wird das sowieso nicht mit Sanktionen erreichen. Ziel muss es sein, Menschen für ihre Heimat zu begeistern (was in Hamburg traditionell kein Problem ist) und ihre Eigenverantwortung zu fördern. So muss auch der Anspruch einer Regierung in einer bürgerlichen, aufgeklärten Stadt lauten, und aus meiner Sicht gibt es dabei überhaupt keinen Nachholbedarf.

Geldstrafen heraufsetzen kann jeder, das ist alles, aber nun wirklich keine hanseatische Lösung – und im Zweifel weder kontrollierbar noch abschreckend.