Die Handelskammer fordert die Musikstadt Hamburg

„Viele Maßnahmen kosten nichts – man muss sie nur machen.“ Mit gerade mal neun Worten hat der Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz gestern mehr Realitätssinn und Weitblick für die Profilierung der Hamburger Kulturlandschaft bewiesen als viele Politik-Profis im direkt benachbarten Rathaus. Dort schwingt man in Sachen vorelbphilharmonische Kultur-Weichenstellung gern mal große Worte, taucht aber blitzschnell kleinlaut ab, wenn es ums Liefern und erst recht ums Finanzieren geht. Und lässt den hiesigen Kulturhaushalt nach wie vor auf seinem peinlichen Paar-Prozente-Niveau herumkrebsen, als wäre er nur ein gütiges Almosen für weltfremde Künstler, die entweder zu blöd oder zu faul sind, um etwas Ordentlicheres gelernt zu haben.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Handelskammer jetzt in einem beachtlichen 80-Seiten-Standpunktepapier den Nachholbedarf beim Aufbau der Musikstadt Hamburg beklagt und damit die Stadt im Vorfeld der nächsten Bürgerschaftswahl in Zugzwang bringt? Dass nun auch die als Pfeffersäcke verschrienen hanseatischen Wirtschaftslenker bei ihrer Bestandsaufnahme so eindeutig das beglückende (und bereichernde) Potenzial von Musik erkennen und fördern wollen – das ist mehr als erfreulich. Der Begriff „stadtwirtschaftliche Rendite“ sieht nur auf den ersten Blick nach kühlen Soll-und-Haben-Rechnungen aus. Dahinter verbergen sich Stolz auf das bereits Erreichte und energische Hoffnungen auf das deswegen noch Notwendige.

Dieser Maßnahmenkatalog war fällig, in ihm steht viel Richtiges und Wichtiges. Und deswegen wird er hoffentlich nicht folgenlos im täglichen Kleinklein der Kulturverwaltung und des Stadtmarketings versickern, wo manche immer noch nicht gelernt haben, konsequent und langfristig groß zu denken. Ohne mehr Geld wird es nicht gehen. Vor allem aber wird es ohne noch mehr kluge Anstrengungen nichts werden. Morgen beginnt das Reeperbahn Festival, der Countdown zur Eröffnung der Elbphilharmonie läuft. Das Timing für diese Studie und ihre Lerneffekte hätte nicht besser sein können.