Der Nachwuchs mag toben und lärmen: Es sind die Präpositionen, die die Kinder grammatisch in einen bestimmten Kasus zwingen

Präpositionen verlangen nicht viel. Sie sind unveränderlich, werden nicht flektiert und können nicht gesteigert werden. Man sollte meinen, bei den Präpositionen handele es sich um eine recht bescheidene Wortart. Doch das täuscht. Selbst wenn Präpositionen wie zu, an, aus oder mit nur aus zwei oder drei Buchstaben bestehen, sind sie überaus mächtig. Denn sie verlangen immerhin eines: einen bestimmten Fall (Kasus). Sie treten nicht allein, sondern in einer Wortgruppe meist mit einem Substantiv oder Pronomen auf, das sie zwingen, eine bestimmte Form anzunehmen. Da sie das Verhältnis zu den anderen Wörtern in einer solchen Präpositionalgruppe regeln, nennt man sie auf Deutsch auch Verhältniswörter.

Die Kinder toben im Nominativ Plural frei und lärmend durch die Gegend, aber mit einer Präposition werden sie unentrinnbar in einen bestimmten Kasus gezwungen – dummerweise mit einer anderen Präposition in einen anderen. Tante Frieda besucht uns mit ihren Kindern. Vielleicht haben wir Glück, und Tante Frieda besucht uns ohne ihre Kinder. Die Präposition „mit“ verlangt den Dativ. Mit wem besucht uns Tante Frieda? Mit ihren Kindern. Bei der Präposition „ohne“ müssen wir uns in den Akkusativ begeben. Ohne wen besucht uns die Tante? Ohne ihre Kinder. Wenn wir jedoch nicht wissen, ob sie ihren unerzogenen Nachwuchs zu Hause lassen wird, müssten wir grammatisch korrekt schreiben: Tante Frieda besucht uns mit ihren Kindern oder ohne ihre Kinder. Da wir aber nicht päpstlicher als der Duden sein wollen, richtet sich in Präpositionalgruppen, die zwei verschiedene Kasus verinnerlicht haben, der Fall nach der Präposition, die zuletzt genannt wird: Sie kommt mit oder ohne Kinder (Akkusativ). Vielleicht auch: Tante Frieda kommt heute ohne, aber morgen mit Kindern (Dativ).

Schwierig wird es, wenn eine bestimmte Präposition je nach Bedeutung verschiedene Fälle nach sich zieht, zum Beispiel das lokale „auf“, das zwischen Dativ und Akkusativ schwankt: Wir stehen auf einem Berg (wo?, Dativ), aber: Wir klettern auf einen Berg (wohin?, Akkusativ). Noch filigraner wird die Zuordnung bei der Unterscheidung von Dativ und Genitiv. Die grammatische Spendenbereitschaft zugunsten des Genitivs hat in letzter Zeit bekanntlich stark zugenommen. Trotzdem wollen wir dem Dativ geben, was des Dativs ist. Es heißt nahe dem Rathaus bzw. gegenüber dem Bahnhof. Mit Genitiv stehen hingegen unstrittig folgende Präpositionen: abzüglich, einschließlich, kraft, innerhalb, längs, laut, mangels, mittels, trotz, während, wegen, statt und zuzüglich. Also: Während der Ferien, kraft meiner Überzeugung, längs des Flusses, mittels eines Wörterbuchs, wegen des Regens.

Leider ist die deutsche Grammatik eine Ansammlung von Ausnahmen. So auch hier. Wird ein alleinstehendes Substantiv im Singular angeschlossen, bei dem wir eine Genitivendung auf -[e]s erwarten, wird diese Endung in der Regel weggelassen. Es heißt demnach: Wegen Umbau geschlossen (nicht: wegen „Umbaus“), laut Vertrag, zuzüglich Solidaritätsbeitrag.

Ist der Genitiv Plural nicht klar vom Nominativ oder Akkusativ zu unterscheiden, weicht man auf den Dativ Plural aus: Wegen Geschäften (nicht: wegen „Geschäfte“) ist er verreist; der Preis versteht sich einschließlich Getränken; mangels Kenntnissen; statt Worten. Tritt aber ein Artikel oder ein Adjektiv hinzu, rutschen wir wieder in den Genitiv Plural: wegen dringender Geschäfte; einschließlich alkoholfreier Getränke, mangels der Kenntnisse; statt vieler Worte gibt es einen Blumenstrauß.

Trifft ein Substantiv im Genitiv mit einem Genitivattribut zusammen, wird auf den Dativ ausgewichen. Statt „während meines Freundes aufschlussreichen Vortrags“ sagt man besser: während meines Freundes aufschlussreichem Vortrag.

Die Fügung bis zu erfordert den Dativ. Das liegt an der Präposition zu: An der Fahrt können Kinder bis zu zwölf Jahren teilnehmen. Was passiert aber, wenn wir das „zu“ weglassen? Dann übernimmt das Wörtchen bis das Kommando, das sich dabei von einem Adverb zur Präposition mausert. Als Präposition steht bis allerdings mit dem Akkusativ. Und schon lesen wir: An der Fahrt können Kinder bis zwölf Jahre teilnehmen.