Das Kühne-Investment allein löst noch keine Probleme

Ist denn heut’ schon Weihnachten?, dürfte sich manch ein Anhänger im ersten Moment gefragt haben, als die Einigung zwischen dem HSV und Klaus-Michael Kühne als perfekt gemeldet wurde. Dabei trifft dieser Spruch nur bedingt zu. Von acht auf 25 Millionen Euro stockt der 77-Jährige sein Darlehen auf – allein mit dem Begriff wird deutlich, dass dieses Investment eben nicht unter der Rubrik Geschenke einzuordnen ist.

Selbstverständlich kann der HSV das Geld mehr als gut gebrauchen, um neue Spieler verpflichten zu können, die die jüngste Negativspirale stoppen sollen. Ohne eine externe Finanzspritze würde ein Fußballer wie der Mainzer Nicolai Müller in dieser Saison nicht in Hamburg spielen. Und natürlich kann darauf gewettet werden, dass der HSV das von Herrn Kühne bereitgestellte Geld nicht zurückzahlen, sondern Anteile des Clubs (vermutlich zehn Prozent) an den Investor abgeben wird. Unabhängig davon, ob man eine solche Beteiligung gut findet oder kategorisch ablehnt, so bleibt also zu konstatieren, dass nun der Preis für die Sünden der Vergangenheit bezahlt wird, für ein schlechtes Management und falsche Personalentscheidungen. Der HSV verliert seine Unabhängigkeit, seine Eigenständigkeit. Kein Grund zum Jubeln also.

Wer nun aber glaubt, mit dem neuen „Spielgeld“ ginge es automatisch nach oben, liegt falsch bei Verbindlichkeiten von mehr als 100 Millionen Euro und Konkurrenten wie Leverkusen, die jedes Jahr 25 Millionen Euro von Bayer überwiesen bekommen. Man kann Beiersdorfer nur wünschen, dass es ihm gelingt, den HSV wieder zu einem Fußballverein zu machen, der Spieler entwickelt und Neuzugänge so fördert, dass sie auch mal für teures Geld verkauft werden können. Für das Entstehen solch einer Positivspirale ist auch ein produktives Umfeld nötig. Viel zu viel Energie ging in den vergangenen Jahren mit Vereinsmeierei flöten. Die ersten Eindrücke der zweiten Amtszeit Beiersdorfer stimmen optimistisch, sportliche Themen dominieren, die Profis bereiten sich standesgemäß auf die neue Serie vor. Wie belastungsfähig das neue Konstrukt ist, wird sich aber erst zeigen, wenn die erste Krise da ist.