Senat hat keine Lizenz zum Plattmachen der Hochhäuser

Man stelle sich vor: Ein privater Eigentümer möchte ein denkmalgeschütztes Gebäude abreißen lassen, weil er dann mit dem Grundstück mehr Geld verdienen könnte. Renditegier würde ihm vorgeworfen, Spekulantentum und sonst noch etwas. Es muss schon schwerwiegende Argumente geben, um ihm das zu erlauben. Im Fall der vier City-Hochhäuser ist das nun etwas anders. Das Ensemble gilt unter Fachleuten als besonderes Beispiel der sogenannten Nachkriegsmoderne. Ist das nun ein Denkmal – oder kann das weg?

Die Stadt, in diesem Fall eben selbst Eigentümer, macht es sich einfach. „Hässlich und nicht mehr zeitgemäß“, heißt es schlicht bei der regierenden SPD, die sich mit der Lizenz zum Plattmachen mehr Geld beim Verkauf des Grundstücks erhofft. Aber was hässlich ist und nicht zeitgemäß – das ändert sich oft in der allgemeinen Meinung. Als die City-Hochhäuser in den 50er-Jahren gebaut wurden, galten die heute so beliebten Altbauten als nicht zeitgemäß und wurden oft gnadenlos abgerissen. „Schick und modern“ sollten die neuen Betonhäuser sein. Erst Ende der 70er-Jahre setzte eine Rückbesinnung ein, und man stellte alte Häuser unter Schutz.

Heute nun sind die modernen Bauten von einst selbst oft Denkmäler, was nicht ohne Ironie ist. Aber es ist richtig, wenn Beispiele auch aus dieser Zeit erhalten bleiben. Eine Stadt ohne Zeugnisse aus vielen Bauepochen wäre eine Stadt ohne Geschichte.

Daher reicht es nicht aus, die City-Hochhäuser einfach mit dem Prädikat hässlich zum Abriss freizugeben. Es muss eine breite Debatte darüber geben, wie hoch tatsächlich die Kosten für eine Restaurierung wären – zumal die originale Fassade in den 70er-Jahren stark verändert wurde. Und es muss dabei mehr auf den Tisch als nur Schätzungen von Behörden, die ein starkes Interesse am Abriss haben. Kurzum: Wenn Denkmalschutz ernst genommen werden soll, darf nicht der Anschein entstehen, dass man ihn so auslegen kann, wie es gerade passt.

Eine andere Frage ist, ob ein neues Hochhaus an dieser Stelle wirklich so viel ansehnlicher wird – oder ob da am Ende nicht nur ein paar Kisten durch neue Kisten ersetzt werden.