Bundestrainer Joachim Löw und die vier Erfolgsfaktoren, die für jeden wichtig sind

Es ist erstaunlich, was man alles von der deutschen Fußballnationalmannschaft, dem Weltmeister (!), lernen kann, selbst wenn man sich überhaupt nicht für Fußball oder Sport interessiert. Das Erfolgsmodell ist nämlich nicht nur auf andere Mannschaften, Verbände oder Vereine (lieber HSV...), sondern auch auf Unternehmen oder Karrieren zu übertragen. Von Bundestrainer Joachim Löw lernen, heißt wirklich siegen lernen. Mit der Einschränkung, dass auf dem Platz und im Leben oft eine einzige Entscheidung den weiteren Weg prägen kann: zum Beispiel die Entscheidung, Mario Götze im Endspiel gegen Argentinien für Miroslav Klose einzuwechseln ...

Das vorausgesetzt, kann man sich von Joachim Löw und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) einiges abschauen. Das Wichtigste: Wer erfolgreich sein will, braucht eine Strategie oder wenigstens eine Idee. Dabei ist eine schlechte Strategie immer noch besser als gar keine, zumal ja niemand vorher beurteilen kann, ob ein Plan sich auszahlt oder nicht. Was den deutschen Fußball angeht, hätte man in den vergangenen acht Jahren, also seit dem Beginn der Ära Löw, durchaus an dessen Arbeit zweifeln können. Der DFB hat genau das nicht getan – womit wir beim zweiten Erfolgsfaktor wären. Der Verband hat auch am Bundestrainer und an seinem Konzept festgehalten, als Deutschland zweimal im Halbfinale bei einer Weltmeisterschaft gescheitert und nicht einmal Europameister geworden war. Diese Beharrlichkeit zahlt sich jetzt aus, und sie belegt einmal mehr, wie sehr langfristige Perspektiven und Triumphe von einer personellen Konstanz in den Schlüsselpositionen abhängig sind. Wer wissen will, zu was das Gegenteil führen kann, muss sich nur die jüngere Geschichte des Hamburger SV ansehen.

Statt permanent Führungskräfte und damit Schwerpunkte zu wechseln, ist es immer klüger, sich einmal für eine Strategie und eine Person zu entscheiden und die so geplanten Ziele kontinuierlich zu verfolgen. Dass es dabei Rückschläge und Fehler gibt, mag einerseits ein Zeichen für Schwächen und falsche Entwicklungen sein, ist andererseits aber völlig normal. Nicht normal dagegen ist das ständige Auswechseln von Chefs und Konzepten, ob nun in einem Fußballverein oder in einem Unternehmen. Das führt langfristig zu nichts, sondern eher weit weg von den übergeordneten Zielen. Unter anderem deshalb, weil eine Führungskraft in kurzer Zeit kaum das Selbstbewusstsein und die Stärke entwickeln kann, die sie braucht, um wirklich Großes zu vollbringen.

Joachim Löw hat diese Zeit gehabt, um sich vom Assistenten des scheinbar nicht ersetzbaren Jürgen Klinsmann zum Weltmeister-Trainer zu entwickeln. Und er hat es trotz seiner herausgehobenen Stellung geschafft, übrigens anders als Klinsmann, dass der Triumph nicht nur von ihm abhing. Thomas Müller hat den Erfolgsfaktor Nummer drei in seiner einmaligen Art wie folgt auf den Punkt gebracht: „Wir sind eine Mannschaft mit geilem Team.“ Anders geht es in nahezu allen Bereichen unserer arbeitsteiligen Gesellschaft auch nicht mehr. Jedes Unternehmen braucht zwar klare Ziele und eine eindeutige Führung, aber die Umsetzung geht nur in einer starken Gemeinschaft, die genau weiß, was man von ihr erwartet. Und die darauf vertrauen kann, dass sich weder die Richtung noch die Chefs permanent ändern.

Womit wir beim letzten Erfolgsfaktor wären: Wer führen oder siegen will, muss fröhlich sein, gerade wenn es um die ganz großen Aufgaben geht. Je schwieriger und stressiger der zu bewältigende Job, je stärker der Druck, desto wichtiger ist die Stimmung im Team. Wohl dem, der dabei wie Joachim Löw Mitarbeiter wie Müller oder Mario Götze hat, die nicht nur Tore, sondern auch Spaß machen.