Olaf Scholz sollte sich aufseine Stärken besinnen

Wenn Politiker sich öffentlich über die Wahrnehmung ihrer Person und Arbeit beklagen, ist das kein gutes Zeichen. Denn die Profis unter ihnen – und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz gehört zu den klügsten und professionellsten Politikern dieses Landes – wissen sehr genau, wie sie ihr Bild in der Öffentlichkeit positiv beeinflussen können. Mit Lamentieren, so viel steht fest, jedenfalls nicht.

Dass Scholz und Genossen dennoch immer häufiger, wie jetzt auf dem Parteitag, darüber jammern, ihre Verdienste, sei es bei Wohnungsbau, Verkehr oder Wissenschaft, würden nicht ausreichend gewürdigt, wirft daher Fragen auf. Wird der Bürgermeister acht Monate vor der Wahl etwa nervös angesichts des mauen Bezirkswahlergebnisses der SPD? Büßt er, der die Partei aus dem Sumpf des Stimmzettel-Klaus mit demonstrativ zur Schau getragenem Selbstbewusstsein zur absoluten Mehrheit geführt hat, etwa an Sicherheit ein?

Bei Scholz schwer vorstellbar. Zumal er schlecht beraten wäre, das zu zeigen. Denn seine weiterhin sehr hohen Zustimmungswerte sind vor allem seiner Persönlichkeitsstruktur geschuldet. Einer der weiß, was er will, der den Weg dorthin kennt und ihn unbeirrbar geht – das schätzen die Wähler. Sturheit, Scholz bisweilen nicht ganz fremd, wird im Zweifel eher honoriert als Hadern und Zaudern.

Die verfassungsmäßige Aufgabe von Medien und erst recht der Opposition ist es aber nicht, Weihrauch schwenkend am Rande zu stehen, sondern Missstände aufzuzeigen und den Finger in die Wunde zu legen. Auch wenn man diesem Senat grundsätzlich attestieren darf, dass er die Stadt ordentlich regiert, gibt es eben auch Dinge, die nicht gut laufen. Nur ein aktuelles Beispiel: Dass der Senat die Entscheidung, ob eine an 100 Meter hohen Pfosten hängende Seilbahn mitten in der Stadt die Elbe überspannen darf, bewusst einem Bezirk überlässt, ist nicht klug, sondern Flucht aus der Verantwortung. Über solche und andere Themen muss gestritten werden. Die SPD sollte das nicht beklagen, sondern als Ansporn nehmen. Luft nach oben ist immer.