Die SPD will nicht über die Lage der Hochschulen reden

Der Wahlkampf ist eröffnet. Anders ist es kaum zu erklären, warum die SPD mit ihrer Mehrheit abgelehnt hat, im Wissenschaftsausschuss mit Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) und den ehemaligen Senatoren Willfried Maier (Grüne) und Wolfgang Peiner (CDU) zu diskutieren. Die drei Altpolitiker hatten Anfang April ein viel beachtetes Thesenpapier zur Hochschullandschaft vorgestellt. Unter dem Titel „In Sorge um Hamburg“ fordern die drei renommierten Experten eine stärkere Hinwendung der Stadt zu ihren Hochschulen und Universitäten. Kritik an Hamburg? Das geht der SPD offenbar schon zu weit.

Leider bremsen inzwischen viele Beharrungskräfte diese notwendige Debatte. Hatte sich Bürgermeister Olaf Scholz zunächst offen gezeigt, hielt sich die Hochschulsenatorin Dorothee Stapelfeldt von vornherein sehr bedeckt. Sie verstand das Papier nicht ganz zu Unrecht als Angriff auf ihre Politik, obwohl die Senatorin nie direkt attackiert wurde. Das Besondere an dem Papier, der überparteiliche Ansatz von grünen, sozial- und christdemokratischen Vordenkern, droht nun endgültig im Wahlkampf geschreddert zu werden.

Unverständlich bleibt, warum auch die Hochschulen fast beleidigt auf die kritischen Fragen reagierten, statt die Thesen als Chance zu begreifen. Grotesk muten einige Selbstbeweihräucherungen an, wonach in den vergangenen Jahren Großartiges erreicht worden sei. Als ob Gesundbeten eine Strategie zur Stärkung der Hochschulen ist. Dohnanyi, Maier und Peiner ging es nie darum, den Standort schlechtzureden, sondern notwendige Weichenstellungen für eine Metropole des Wissens anzustoßen. Sie fordern eine bessere Lobby für die Hochschulen, den Mut zu Exzellenz, eine Kampagne und Strategie zum „Wissenschaftsstandort Hamburg 2025“.

Hier sind nicht nur die Hochschulen gefordert, sondern auch Politik, Unternehmen und die Zivilgesellschaft. Diese Debatte fordert alle, sie wird am Ende aber auch allen nützen. Wahlkampf und Selbstzufriedenheit dürfen keine Argumente sein, sich der Diskussion weiter zu verweigern. Wenn alles so bleibt, wie es ist, wird nicht viel bleiben.