Der Bundesstaat Washington fördert ein neues Flugzeugprojekt mit Steuererleichterungen in Milliardenhöhe. Angesichts der immensen Beträge, die für die Entwicklung neuer Jet-Generationen erforderlich sind, scheint es unumgänglich, den Staat mit einzubinden.

Es war immer der Wunsch von Tom Enders, Chef der Airbus Group, aus dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern ein „ganz normales Unternehmen“ zu machen – ein Unternehmen, das unabhängig von der Politik allein nach marktwirtschaftlichen Prinzipien geführt wird. Mit der Neuordnung der Aktionärsstruktur Ende 2012 haben zwar die Regierungen in Paris, Berlin und Madrid an Einfluss auf Airbus verloren. Aber nun zeigt ausgerechnet der US-Konzern Boeing die Grenzen der politischen Unabhängigkeit in dieser Branche auf: Der Bundesstaat Washington fördert ein neues Flugzeugprojekt mit Steuererleichterungen in Milliardenhöhe.

Angesichts der immensen Beträge, die für die Entwicklung neuer Jet-Generationen erforderlich sind, ist es offenbar unumgänglich, den Staat mit einzubinden. Das gilt nicht nur für Airbus und Boeing. Bombardier, Embraer und die neuen Wettbewerber in China und Russland zählen auf die Unterstützung ihrer Regierung.

Das muss auch die Bundesregierung zur Kenntnis nehmen. Zwar sollte sie sich dafür einsetzen, dass Staatshilfen nur nach fairen und überprüfbaren Regeln vergeben werden dürfen. Etwas weniger Zurückhaltung bei der Industriepolitik wäre aber angebracht, um die Jobs in dieser Branche zu sichern. Nette Worte wie von Bundeskanzlerin Merkel bei der Eröffnung der ILA reichen nicht. Eines steht fest: In Frankreich hat man in dieser Beziehung weniger Scheu.