Neuer Index misst Wohlfahrt in Hamburg auf neue Weise.

Natürlich macht Geld glücklich. Aber nur bis zu einem gewissen Maß. Wer so arm ist, dass er nicht immer satt wird oder keine sichere Bleibe hat, der kann mit seinem Leben nicht zufrieden sein. Ab einem gewissen Lebensstandard aber steigt die Zufriedenheit kaum noch. Das zeigen viele Studien. Das dritte Auto macht kaum noch glücklicher. Ein Fernseher mit zehn Zentimeter größerer Bildschirmdiagonale auch nicht. Zum Glück gehört am Ende viel mehr als ein auskömmliches Einkommen: Freunde, Familie, gute Luft, sauberes Wasser, Sicherheit, Mobilität, Bildung und Gesundheit.

Die wichtigste Messgröße für unsere Wirtschaftspolitik aber ist noch immer das Bruttoinlandsprodukt (BIP), in das solche Kriterien gar nicht oder auf paradoxe Weise eingehen. So sorgt etwa ein Verkehrsunfall für eine Steigerung des BIP: weil Autos repariert oder neu angeschafft werden, Menschen behandelt oder beerdigt und Krankenwagen betankt werden müssen. Laut BIP fördern Unfälle den Wohlstand. Zugleich werden für das Wohlbefinden wichtige Faktoren wie ehrenamtliche Arbeit oder saubere Umwelt nicht einbezogen – ebenso wenig wie die Verteilung der Einkommen. Deswegen ist es sinnvoll, den gesellschaftlichen Fortschritt künftig differenzierter zu messen.

Insofern ist es löblich, dass die Grünen einen wissenschaftlichen Hamburger Wohlfahrtsindex vorgestellt haben, in den 18 Kriterien eingeflossen sind. Allerdings ist die 142 Seiten lange Studie im Detail enttäuschend. Weder werden die Daten umfassend vorgestellt oder allgemeinverständlich eingeordnet. Noch sind die Ergebnisse auf Bezirke oder Stadtteile heruntergebrochen. Auch die angeblich so große Bedeutung der ungleichen Einkommensverteilung ist mit Vorsicht zu genießen. Denn natürlich ist die Verteilung in einem Stadtstaat mit vielen Millionären statistisch betrachtet ungleicher als in einem Flächenstaat wie Schleswig-Holstein.

Handlungsanleitungen lassen sich aus dem Papier daher kaum ziehen. Als Denkanstoß ist es gleichwohl wichtig. Auch in Hamburg sollten wir darüber diskutieren, wie wir Wohlstand künftig definieren wollen.