Bei dem Mozartfest gibt es dieses Jahr Tango Argentino. Die Veranstalter wollen eine enge Verbindung zwischen Mozart und dem Tango sehen. Eine Glosse von Tom R. Schulz

Das Sächsische Mozartfest in Chemnitz, meldet die dpa, beschränkt sich in seiner diesjährigen Ausgabe nicht auf die Musik Mozarts, sondern widmet ein ganzes Wochenende dem Tango Argentino. „Mozart war höchst leidenschaftlich, intensiv, verspielt und tänzerisch. Was ist beim Tango anders? – nur zeitlich später“, begründet etwas elliptisch ein Mann vom Vorstand der Sächsischen Mozartgesellschaft laut Nachrichtenagentur die Verbindung zwischen dem Salzburger Genie und dem Tango. Klar, kann man machen. Bach und Hip-Hop passen auch gut zusammen, schließlich gibt es in Bachs Werk jede Menge Rezitative, und das ist ja auch Sprechgesang, nur zeitlich früher. Beethoven und Samba – sauber gedeckt, ist bei beidem doch vieles Sturm und Drang.

Nur dass die sächsischen Mozart-Tangueros in ihrem Eifer auch noch die Erfindung des Bandoneons für sich beanspruchen, geht ein bisschen weit. Im Vogtland wurde zwar die erste Concertina gebaut, die Vorläuferin des schwarzen Tango-Balgs mit den Knöpfen links und rechts. Das Bandoneon selbst aber erfand Heinrich Band aus Krefeld Mitte des 19. Jahrhunderts. Es wurde zum Tangoinstrument schlechthin, fand um die Jahrhundertwende aberauch bei der deutschen Arbeiterbewegung viele Anhänger, buchstäblich: Das Instrument wurde um den Hals getragen. Doch Chemnitz und die Arbeiterbewegung, die haben auch ihre Geschichte. Zwischen 1953 und 1990 hieß der Ort Karl-Marx-Stadt.