Die Verhandlungsrunde in Genf kann nur der Anfang sein.

Alle Achtung! Russlands Präsident Putin ist in den Ostertagen eine beachtliche Propagandaleistung gelungen: Im heimischen TV gibt er sich als der kühle und überlegene Vaterlandsretter, lässt zudem Whistleblower Snowden auftreten, um den Unterschied zwischen NSA und KGB zu erklären. Wobei Letzterer natürlich niemals massenhaft Bürger überwachen würde. Und in Genf unterschreibt sein Außenminister Lawrow zusammen mit seinen Kollegen aus Amerika und der EU ein Papier, das der Ukraine Zukunft und Frieden sichern soll.

Fast schien es so, als sei die größte Kriegsgefahr gebannt und die Krise auf einem guten Weg in Richtung Entspannung. Aber eben nur fast. Die bewaffneten Besetzer im Osten der Ukraine weigern sich einfach, klein beizugeben, und fordern ihrerseits den Rücktritt der Übergangsregierung in Kiew. Moskau, das stets erklärt hat, mit den Separatisten aber auch gar nichts zu tun zu haben, kann nun natürlich auch nicht mäßigend auf diese einwirken. Die Lage bleibt also so vertrackt wie ehedem. Zudem Putin in seiner TV-Show erstmals unverblümt eingeräumt hat, dass auf der Krim sehr wohl seine Soldaten die Fäden gezogen haben und dass es ihm vor allem um die strategische Position Russlands am Schwarzen Meer geht.

Verhandlungsthemen für kommende Runden sind noch reichlich vorhanden. Und von allen Seiten, auch vom Westen und der Ukraine selbst, sind da viel Fantasie und Entgegenkommen gefragt: Russlands Sicherheitsinteressen sind – unabhängig vom Stil Moskauer Politik – zunächst einmal legitim und ernst zu nehmen. Und für die Zukunft der Ukraine könnten neutrale Länder wie Finnland oder Österreich ein Beispiel sein. In der EU gibt es zudem gute Vorbilder föderaler Staaten mit ausgeprägten Minderheitenrechten. Und es gibt sogar im Falle von Tschechen und Slowaken das Beispiel einer friedlichen und für beide Seiten letztlich vorteilhaften Trennung eines Staatsgebildes. Was Kiew vor allem braucht, sind Zeit und Hilfe. Damit Putin beides gewährt, wird der Westen noch lange, hart und geschickt verhandeln müssen.