Entsprechende Maßnahmen dürfen nicht länger auf morgen verschoben werden

Längere, wärmere Sommer, weniger Frost. Was soll daran jetzt so schlimm sein? Völlig unbedarft könnte man, gerade in Norddeutschland, diese Nachricht doch als Grund zur Freude ansehen! Doch unbedarft dürfte beim Thema Klimawandel schon lange niemand mehr sein – hoffentlich. Deshalb ist der neue, vom Weltklimarat veröffentlichte Bericht, in dem das Gremium vor drastischen Auswirkungen warnt, auch nicht als Weckruf zu verstehen. Er sagt: handeln. Jetzt. Und das muss auch für Nationen und Menschen gelten, die bisher aus Bequemlichkeit, aus Ignoranz gegenüber wissenschaftlichen Studien oder aus monetären Interessen die Augen vor der Zukunft verschlossen haben.

Es geht schon lange nicht mehr nur um einen früheren Sommerbeginn oder einige Tier- und Pflanzenarten, die mit gestiegenen Temperaturen nördlichere Gefilde erobern – wobei auch diese Aspekte in ihren Auswirkungen nicht zu unterschätzen sind. Es geht viel mehr etwa um verstärkte Dürreperioden und Überschwemmungen, die sich direkt auf die weltweiten Ernteerträge von Mais und Weizen auswirken. Und damit jeden angehen. Ausgelöst durch die Spirale aus steigenden Lebensmittelpreisen und größerer Hungersnot in sowieso schon Not leidenden Regionen dieser Erde könnte das Risiko von gewaltsamen Konflikten und immer mehr Menschen, die ihre Länder verlassen und auf der Flucht vor unfruchtbaren Böden, versiegenden Quellen oder zerstörerischen Fluten sind, steigen.

Wer jetzt weiterhin denkt, dass uns Mitteleuropäer das nur bedingt angeht, den können vielleicht Zahlen zum Nach- (und Um)denken animieren: 32 Milliarden Dollar, so die Berechnungen des Berichts, kosten jährlich die Überschwemmungen in der EU bis zum Jahr 2050 – doppelt so viel wie im Jahr 2013. Es geht also auch in Deutschland um Geld und schlimmstenfalls um Leben – welche Gründe braucht es noch, um Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen? Deutschland sollte seine Vorreiterrolle in Sachen Energiepolitik ausbauen. Mit klaren politischen Vorgaben, Gesetzen und wirtschaftlichen Sanktionen. Und auf ein weltweites, konkretes Abkommen drängen.