Der Neustart im Überseequartier ist wichtig für die HafenCity

Als Hamburg das riesige Areal zwischen Speicherstadt und Kreuzfahrtterminal 2005 an ein Investoren-Konsortium verkaufte, war die Euphorie noch groß. Das Herz der HafenCity werde da mit dem Überseequartier nun zügig gebaut, ein neues pulsierendes Zentrum entstehen, hieß es. Knapp zehn Jahre und eine Finanzkrise später ist nur ein kleiner Teil davon realisiert, in großen Baugruben nisten seltene Wiesenvögel, und die Investoren suchen lieber das Weite.

War es ein Fehler, das ganze Stück einem einzigen Konsortium zu überlassen statt es in Einzelschritten zu bebauen? Darüber könnte man streiten, ändern an der jetzigen Situation würde das nichts. Wichtiger als über mögliche Fehler der Vergangenheit zu debattieren ist daher nun ein echter Neustart, wie er jetzt geplant wird.

Denn das Überseequartier als künftiges Geschäftszentrum der HafenCity dürfte für das Funktionieren des neuen Stadtteils zu wichtig sein, als dass man sich noch weitere Jahre mit einer Brachfläche dort arrangiert. Deutlich zeigt sich dies im ersten Teil des Quartiers, der noch vor der Finanzkrise fertig gebaut werden konnte. Manche Geschäfte dort leiden unter Kundenmangel. Angesichts der Besucherströme gerade an Wochenenden erscheint das paradox, ist es aber nicht. HafenCity-Besucher schlendern heute gerne durch den neuen Stadtteil, als Einkaufszentrum wie beispielsweise die Mönckebergstraße haben sie die neuen Straßenzügen aber noch nicht auf der Rechnung.

Einfacher wäre es daher gewesen, mit einem geschlossenen Shoppingcenter mit einem Schlag einen großen Einkaufstempel dort hinzusetzen und so das Angebot zu schaffen. Doch Senat und HafenCity GmbH sperrten sich gegen solche Verlockungen.

Und womöglich ist dies eine kluge Entscheidung. Ein Shoppingcenter mag für sich allein gut funktionieren, doch ein lebendiges Einkaufsviertel dürfte mit einem solchen Komplex nicht entstehen. Man ist entweder drinnen oder draußen, der Charme der unmittelbaren Hafennähe wäre aber dahin. Das Überseequartier wäre dann nur noch ein Shoppingcenter, wie es sie viele gibt. Austauschbar und nicht mehr besonders.