Der kanadische Handy-Hersteller Blackberry setzt auch morgen auf die Technik von gestern

Blackberry? Da war doch mal was, oder? Ja, in eisgrauer Vorzeit, als Telefone noch keine Hosentaschencomputer waren, mit denen man so ziemlich alles anstellen konnte – möglicherweise sogar ein Telefongespräch führen. Damals also, vor gut zehn Jahren, war der kanadische Hersteller RIM ein echter Vorreiter: Statt mit einem Ziffernblock trumpften die Geräte mit der Klaviatur einer Schreibmaschine im Miniaturformat auf und wurden gerade unter Geschäftsleuten zu Verkaufsschlagern. Dummerweise kam dann das iPhone auf den Markt. Ohne Tasten.

Inzwischen verzeichnet das Unternehmen, das sich im vergangenen Jahr auf den Namen seiner einstmals hocherfolgreichen Geräte umgetauft hat, einen Marktanteil, der sogar Markus Lanz ein mitleidiges Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte: weniger als ein Prozent.

Der neue Blackberry-Chef John Chen stellte nun auf dem Mobile World Congress in Barcelona die rettende Idee vor, mit der die Firma wieder auf Gewinnkurs gebracht werden soll. Es ist... die Tastatur! Ja, im Ernst.

Möglicherweise versucht Blackberry mit diesem mutigen Schritt zurück eine völlig neue Zielgruppe zu erschließen: den Hipster. Der mag schließlich alles, was irgendwie nach „retro“ oder „Vintage“ aussieht, trägt mit Stolz die Casio-Digitaluhr, für die er vor Jahren auf dem Schulhof noch zu Recht verprügelt wurde. Genau wie die zu engen Hochwasserhosen und die übergroße Brille, die er Opa Hoppenstedt für nur 250 Euro auf dem Flohmarkt in der Schanze abgekauft hat.

Wenn Blackberry es richtig anstellt, könnte der Knochen mit den fisseligen Tasten tatsächlich wieder ein Verkaufsschlager werden. Zumindest wenn Blackberry darauf achtet, dass man mit dem Gerät auch wunderbar verwackelte Fotos von seinem Lunch in dem total unbekannten, pittoresken Szeneviertel-Café machen kann, in dem Personal, Speisen und Getränke organisch, gluten-, fett-, laktose-, fleisch- und geschmacksfrei sind.