Ein Kommentar von Alexander Laux

Gäbe es im Fußball (wie beim Eiskunstlauf) Preisrichter, die nach Trainerpräsentationen eine Bewertung abgeben, hätte sich Mirko Slomka am Montagmittag eine gute Haltungsnote verdient, auch wenn sich das Schwierigkeitsniveau bei solchen Terminen in Grenzen hält. Schließlich geht es für den Neuen bei von Niederlagen gebeutelten Krisenclubs wie dem HSV in erster Linie darum, die Reset-Taste zu drücken, das Positive herauszustellen, die Stärken der verunsicherten Spieler zu betonen und das Vergangene abzuhaken.

Slomka war außerdem schlau genug, weitere Signale nach außen zu senden, die in Hamburg gerne gehört werden: Ab sofort wird häufiger geübt, um Defizite zu beheben, bis auf das Abschlusstraining ist zudem jede Einheit öffentlich. So verdient man sich Vertrauen bei Fans und Medien. Passend dazu trat er im kurzärmligen Trikot an und nicht etwa im feinen Anzug. Die Symbolik war eindeutig: In dieser kritischen Phase geht es nicht um den äußeren Schein, sondern nur noch um intensive, seriöse Arbeit, um die richtigen Personalentscheidungen und Entwürfe von Strategien und Handlungsanweisungen für die Profis. Denn das ist in erster Linie das, wodurch ein Profiteam an Sicherheit gewinnen kann.

Natürlich weiß Slomka auch, dass der Ausgang seiner Mission völlig ungewiss ist. Völlig aussichtslos erscheint das Unternehmen Klassenerhalt natürlich nicht. Ein Schlüsselspiel wird – ausgerechnet – die Partie in Bremen am übernächsten Wochenende sein. Ein Erfolg im Weserstadion könnte die Initialzündung für die kommenden Spiele gegen die direkte Konkurrenz sein. Im Negativfall könnte die Aufbruchstimmung, die Slomka nun erzeugen wird, jäh gedämpft werden. Fest steht: Worüber der 46-Jährige am wenigsten verfügt ist – Zeit.