Kleine Beobachtungen des Alltags lassen oft auf große Vorgänge schließen. Zählen Sie mal die Toastbrotscheiben in der Packung!

Es wäre doch insgesamt eine schöne Entwicklung, wenn die Klopapierrollen- und Seifenspender öffentlicher Toiletten einmal Männernamen tragen könnten. Tragen sie nämlich bislang nicht. Sie heißen Katrin, Chiara oder Eva, und sicher sind das klangvolle Namen, aber das waren die Namen von Tiefdruckgebieten im Grunde auch. Bis zu dem Moment, an dem jemandem auffiel, dass immer nur die Tiefdruckgebiete weibliche und die Hochdruckgebiete männliche Vornamen trugen. Das war natürlich eine Sauerei und wurde umgehend korrigiert. Aber was ist eigentlich mit den Seifenspendern?

Es geht mir in dieser Woche gar nicht um grundsätzliches Unrecht, es geht mir eher um kleine Beobachtungen des Alltags, die auf Großes schließen lassen. Meiner Mutter ist zum Beispiel neulich aufgefallen, dass Toastbrotpackungen IMMER eine ungerade Anzahl von Brotscheiben enthalten, und meine bisherigen Recherchen geben ihrer Beobachtung recht. Das macht die Sache mit dem Toastbrot allerdings unnötig kompliziert, gerade an Weihnachten, wenn die ganze Familie zusammenkommt.

Deshalb hätten die Hersteller von Toastbrot ihrem Produkt DURCHAUS weibliche Namen geben können – die Assoziationskette (schön verpackt – Inhalt kompliziert – weiblich) prädestiniert ja quasi dazu. Sie fragen sich noch immer, warum eine ungerade Anzahl Toastbrotscheiben eine komplizierte Situation heraufbeschwören kann?

Nun, solange man zwei Scheiben Brot ins Gerät stecken kann, ist vielleicht noch alles in Butter. Steckt man hingegen nur eine Scheibe Brot in den Toaster, so ist nach Abschluss des Röstvorgangs die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die nach innen zeigende Seite wahrnehmbar dunkler ist als die nach außen zeigende Seite. Das Ziel des landestypischen Toastvorgangs ist aber in über 99 Prozent der Fälle, ein gleichmäßig getoastetes Exemplar zu erhalten, das ungleichmäßig gebräunte ist vielleicht eine Strafe, aber sicher kein Frühstück. Und zack, ist die nächste Packung Toastbrot gekauft, von der am Ende die Hälfte im Kühlschrank vergammelt. Nur anhand dieser Zweitpackung lässt sich das Gleichgewicht im täglichen Toastbrotwesen wiederherstellen, und Gleichgewichte im Alltag, vor allem Frauen wissen das, sind wichtig.

Im täglichen Klopapierrollen- und Seifenspendewesen sehe ich so schnell kein Gleichgewicht auf uns zukommen. Die Dinger werden weiterhin Eva, Chiara und Katrin heißen, nicht Rudi, Wolfgang oder Ulf. Sie werden auch keine Namen tragen, die in etwa das Geräusch beschreiben, das beim Spenden eines Tropfens Cremeseife entsteht. Das wäre zumindest mal lustig und würde den Namensgebern von Alltagsobjekten ein wenig mehr Fantasie abverlangen. Bei Ikea funktioniert das doch auch, man denke nur zurück an die legendäre Klobürste „Kratzig“.

Wenn man es also genau betrachtet, haben wir es gar nicht mit einem Problem der Geschlechter zu tun. Sondern eher mit einem Problem der Sprache. Die Deutschen neigen ja schon seit Generationen dazu, die Dinge etwas unschön beim Namen zu nennen. Als Idiotenhügel bezeichnen sie die Flachpiste, auf der unerfahrene Skihasen ihre ersten Versuche machen. Bunny hill nennen es die Amerikaner. Als ich den Ausdruck zum ersten Mal gehört habe, musste ich gleich vor Entzückung ein wenig fiepen. Die Vorstellung, Teil einer x-beinig umherkreuzenden Plüschhasentruppe zu sein, brachte mich ins Schwärmen. Ein Hase wollte ich irgendwie lieber sein als ein Idiot.

Aber auch das wird die Hersteller von Seifenspendern nicht umstimmen. Sie werden ihren Produkten weiterhin Frauennamen geben, so, wie sie es schon immer getan haben, und letztlich ist das ja auch nur ein Spiegel der Welt: Es sind nach wie vor zum Großteil die Frauen, die sich um Reinheit im Sanitärbereich bemühen, in öffentlichen Gebäuden wie Büros hängen sie gern Zettel auf, mit denen weibliche Kollegen zur Sauberkeit aufgerufen werden, im Durchschnitt tragen diese Sätze fünf bis neun Ausrufungszeichen.

Auf öffentlichen Männertoiletten habe ich so etwas noch nicht gesehen. Ich bin da naturgemäß eher selten und habe mich deshalb rechtzeitig im Vorfeld um die anfallenden Recherchen gekümmert – ich habe Rudi beauftragt, Wolfgang und Ulf.

An dieser Stelle schreibt Iris Hellmuth jede Woche über das Zusammenleben der Generationen