Ein Kommentar von Björn Jensen

Trefflich ließe sich darüber diskutieren, wie ernst eine Sportart zu nehmen ist, deren Dachverband es nicht schafft, zur Spitzenpartie in der höchsten Spielklasse zwei neutrale Schiedsrichter anzusetzen. Geschehen war dies am Mittwochabend, als das Stadtderby in der Hallenhockey-Bundesliga der Herren zwischen dem Harvestehuder THC und dem Uhlenhorster HC von Vertretern der beteiligten Vereine geleitet werden musste, weil der zuständige Schiedsrichteransetzer vergessen hatte, den Clubs rechtzeitig mitzuteilen, dass für den ungewohnten Wochentermin keine Unparteiischen ohne Hamburger Bezug aufgetrieben werden konnten.

Andererseits fährt die Bahn auch ohne den vorgesehenen Halt an Bahnhöfen vorbei, es werden Konzerthäuser um viele Millionen teurer als geplant, einfach weil Menschen Fehler machen, und viele sind schlimmer als der des Schiedsrichteransetzers. Hockey ist und bleibt ein Amateursport. 35 Spielleiter haben die Lizenz für die Bundesliga, sie bekommen 75 Euro für einen Einsatz und können sich dafür schlicht keine zwei Tage unter der Woche Urlaub nehmen, um aus Köln oder München für ein Spiel nach Hamburg zu reisen. Man mag das belächeln, und natürlich sollte es nicht vorkommen, dass Bundesligaspiele nicht adäquat besetzt werden können.

Aber wenn die Schadenfreude verklungen ist, sollte man anerkennen, dass Carsten Großmann-Brandis und Claas Henkel ihre Aufgabe sehr gewissenhaft erledigt haben, auch weil die Teams sich mit Schiedsrichterschelte auffallend zurückhielten. Wenn sie das öfter täten, gäbe es vielleicht auch mehr Menschen, die Lust am Pfeifen hätten, und noch weniger Probleme beim Besetzen von Spielen. Wäre doch schön, wenn dann aus einem Fauxpas ein Anstoß zum Umdenken wird.