Ein Kommentar von Alexander Laux

Das Leben von Arnold Asenso Hoeling gestaltet sich in diesen Monaten sehr kompliziert. Fast ist es so wie bei einem Menschen, der in einem Spielcasino gezwungen ist, alle seine Jetons auf Rot zu setzen, obwohl er sich bewusst ist, dass die Kugel genauso gut auf Schwarz fallen kann.

Wie alle anderen HSV-Talente träumt auch der 17-jährige Verteidiger von einer großen Fußballkarriere. Zugleich ist er schlau genug, an Plan B zu denken, wenn sich die Konkurrenz doch als zu stark erweist, und möchte sich den Einstieg in einen „normalen“ Beruf organisieren. Weil der Fußball jedoch viel Zeit beansprucht, ist Hoeling schwer vermittelbar für den angestrebten Job im Einzelhandel. So steht er schon in jungen Jahren vor der schweren Entscheidung, den Profifußball abzuschreiben und den Trainingsumfang zu reduzieren – oder alles auf die eine Karte Fußball zu setzen und zu riskieren, sich mit 20 oder 22 Jahren die Existenzfrage stellen zu müssen.

Den HSV an dieser Stelle zu kritisieren, dass er für sein Eigengewächs kein Praktikum im Haus ermöglicht (noch nicht einmal als große Ausnahme), wäre naheliegend, aber auch zu billig, schließlich ist der Verein in erster Linie ein Ausbildungsverein für die Arbeit am Ball. Mit der Aufgabe, prinzipiell für einen möglichen zweiten Bildungsweg zu sorgen, wäre der HSV restlos überfordert. Hoelings Fall zeigt vielmehr exemplarisch die Tücken des Systems Fußball und weist auf die Folgen des am Ende brutalen Ausscheidungskampfs hin. Nur wenige schaffen den Sprung ins Scheinwerferlicht, dem Rest steht der schwere Weg bevor, sich ohne eine Ausbildung im normalen Leben zu beweisen.