Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Sogar Serienweltmeister Sebastian Vettel war ungehalten. „Das ist unsinnig“, schimpfte er über eine vom Automobil-Weltverband und den Formel-1-Gremien bei Nacht und Nebel beschlossene Regeländerung. Bereits im kommenden Jahr soll im letzten Saisonrennen die doppelte Punktzahl verteilt werden, 50 statt 25 Punkte für einen Sieg. Das sei so, empörte sich Deutschlands schnellster Autofahrer, als wäre ein Sieg am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga plötzlich sechs statt drei Punkte wert.

Da liegt Vettel richtig. Formel-1-Zirkusdirektor Bernie Ecclestone scheint es nur darum zu gehen, die Spannung seines globalen PS-Spektakels künstlich hoch zu halten. Derlei Aktionismus als Reaktion auf die Siegesserie des viermaligen Champions ist lächerlich und dürfte weitere Fans der Vollgasbranche vergraulen. Dass Rennfahrer künftig in ihrer gesamten Karriere eine feste Startnummer erhalten sollen, mag vielleicht das weltweite Merchandising beflügeln. Die wirklichen Probleme der Formel 1 werden damit nicht gelöst.

Denn mehr als die Hälfte aller Teams stehen wirtschaftlich vor dem Kollaps. Die viel diskutierte Kostengrenze soll allerdings erst 2015 kommen. Dafür wird – man meint, deutsche Politiker seien am Werk – eine Arbeitsgruppe gebildet. Ein Rennstall wie Red Bull, der im Geld schwimmt, wird Wege finden, solche kaum überprüfbaren Maßnahmen auszubremsen. Deswegen wird es vorerst dabei bleiben, dass millionenschwere Bezahlfahrer die meisten Teams am Leben erhalten und wirklich gute Piloten auf der Strecke bleiben. Und mit ihnen der ganze Sport.