Ein Kommentar von Armgard Seegers

Schauspieler, das ist doch ein anständiger Beruf. Wer Schauspieler wird, der ist bereit, Entbehrungen auf sich zu nehmen, nächtens zu drehen, endlos Monologe auswendig zu lernen, für wenig Gage aufzutreten. Als Lohn kann man den schönsten Beruf der Welt haben – beispielsweise dann, wenn man auf einer Bühne steht und die Zuschauer begeistert hat.

Leider wird die Berufsbezeichnung Schauspieler inzwischen inflationär verwendet. Jede Tusse, die einmal über einen roten Teppich läuft, gibt als Beruf „Schauspielerin“ an. Und dass die Fernsehsender, die die echten Schauspieler für deutlich schlechtere Gagen als noch vor Jahren engagieren, einen Comedian wie Oliver Pocher als Hauptdarsteller eines Fernsehfilms in die Hauptsendezeit schicken, das ist eine Beleidigung für all die begabten ausgebildeten Schauspieler, die immer weniger Arbeit bekommen.

Pocher ist gelernter Versicherungskaufmann und hat in seiner Jugend an Haustüren missioniert. Dass so einer reden kann, ist klar. Kein Mensch käme auf die Idee, jemand als Ingenieur arbeiten zu lassen, der Papierschiffchen zu falten vermag. Nur im Schauspielberuf, da soll so etwas klappen. Tut’s aber nicht.