Für die Welthandelsorganisation (WTO) ist das Abkommen von Bali ein großer Durchbruch. Zwölf Jahre lang hatte die Staatengemeinschaft darüber verhandelt. Wäre bei der Konferenz wieder kein Vertragswerk herausgekommen, hätte die Reputation der WTO schwer gelitten. Nun aber brachte der erst seit September amtierende WTO-Chef Roberto Azevedo die 159 Mitgliedstaaten zusammen.

Die deutsche Wirtschaft hebt den Nutzen für den Export deutscher Güter hervor. Viel wichtiger ist allerdings, dass auch die Schwellen- und Entwicklungsländer mit ihren Produkten einen fairen Zugang zu den Märkten der reichen Industriestaaten bekommen. Nur so können die wirtschaftlich schwächeren Staaten zu den stärkeren aufschließen. Vor allem der Handel mit Nahrungsmitteln hat dabei seine Tücken. Die Europäische Union etwa exportiert Jahr für Jahr Zehntausende Tonnen allein an Hühnerfleisch nach Schwarzafrika. Das drückt die lokale Geflügelproduktion in diesen Ländern an den Rand. Es fragt sich, ob für den Export afrikanischer Waren nach Europa Chancengleichheit herrscht.

Freiere Märkte stiften Nutzen, sie entziehen Regierungen zum Teil aber auch ihren Einfluss im eigenen Land. Indien etwa subventioniert Lebensmittel, um die vielen Millionen armen Menschen im Land mit dem Nötigsten versorgen zu können. Mit den WTO-Regeln ist das nicht vereinbar, einen Kompromiss zu finden war äußerst schwierig. Dennoch gilt: Wandel durch Handel bringt alle Länder voran. Dass der Eiserne Vorhang 1989 fiel, war nicht zuletzt auch ein Ergebnis des wirtschaftlichen Austausches.