China öffnet seine Wirtschaft – weitere Taten müssen folgen

Chinas kommunistische Führung gibt sich derzeit weltoffen. Die Ein-Kind-Politik soll gelockert, die Menschenrechte besser gewahrt werden. Erstmals öffnet das Land sogar eine seiner Schlüsseltechnologien einem ausländischen Konzern. Dem deutschen Autohersteller Daimler ist es nun gelungen, sich an einem chinesischen Pkw-Hersteller zu beteiligen. Für den Stuttgarter Konzern ist dies ein historischer Meilenstein und vor allem ein Vorteil gegenüber der weltweiten Konkurrenz. Noch mehr als Daimler dürften jedoch die Chinesen davon profitieren, die durch die Beteiligung nun einen direkten Zugriff auf eine Technologie „made in Germany“ haben.

Bei der Zusammenarbeit zwischen dem bevölkerungsreichsten Land der Welt und dem Westen handelt es sich um ein Geben und Nehmen. China benötigt ausländische Investoren, um das außerhalb der Großstädte noch rückständige Reich auf Erfolg zu trimmen. Und die westlichen Länder brauchen Lieferanten und Absatzmärkte für ihre Produkte, die in dem Land billig produziert werden können. In Deutschland profitiert von einer weiteren Öffnung des Reichs der Mitte vor allem Hamburg mit seinen mehr als 800 Unternehmen, die sich im Handel mit China engagieren. Vor allem in den Krisenjahren 2008 und 2009 war es China, das einsprang und der Wirtschaft Dinge abkaufte, die in besseren Zeiten in andere EU-Länder exportiert werden konnten. Durch Chinas erstarkende Mittelschicht und deren Hunger nach Luxus kam die Hamburger Wirtschaft damals noch einigermaßen glimpflich davon.

Chinas Führung zeigt derzeit Weitsicht. Doch nicht alles glänzt, was aus dem Land der Mitte kommt. Wenn das Zentralkomitee vom alten Denken wegkommen will, gibt es noch viele Aufgaben. So reichen Lippenbekenntnisse nicht aus, um das Misstrauen gegen das Land in Sachen Fairness zu senken – wenn es gleichzeitig wie jüngst geschehen mit Dumpingpreisen die Solarbranche in Europa in den Ruin treibt. Der Schritt Chinas, seine wichtigsten Branchen jetzt auch ausländischen Konzernen wie Daimler zu öffnen, kann ein Anfang sein. Mehr ist es leider noch nicht.