Auch Schweizer Untersuchung bringt nur wenig Klarheit.

Noch im Tod ist der frühere Palästinenserchef Jassir Arafat von dunklen Geheimnissen umgeben. Anhand von Gewebeproben, die vor einem Jahr bei einer Exhumierung entnommen wurden, können Schweizer Experten weder ausschließen noch beweisen, dass Arafat ermordet wurde. Doch deute der Fund von Spuren des radioaktiven Poloniums 210 auf eine Vergiftung hin. Seltsamerweise hatten russische Kollegen nichts davon gefunden. Da Polonium rasch zerfällt, hätte die verabreichte Dosis vor acht Jahren wohl gigantisch hoch sein müssen. Doch auf eine so akute Vergiftung deutete damals nichts hin; die Ärzte im Pariser Militärkrankenhaus Percy hatten ebenfalls nichts dergleichen entdeckt. Im Gegenteil: Gleich nach Arafats Tod zirkulierte die These, er sei per Aids-Virus ermordet worden.

Natürlich steht Israels Geheimdienst Mossad unter Generalverdacht. Doch Arafat stand damals unter israelischem Hausarrest in Ramallah und war für Israel kaum noch eine Bedrohung. Der 75 Jahre alte Kettenraucher war gesundheitlich schwer angeschlagen. Und die Vorstellung, der Mossad würde Arafat mit Polonium vergiften, um ihn dann nach Percy ausreisen zu lassen, wo man über eine Spezialabteilung für Strahlenopfer verfügt, die eine solche Vergiftung sofort hätte erkennen können, ist absurd. Der Mossad ist keineswegs zimperlich, doch ein Mord an Arafat wäre für Israel politisch unsinnig und dabei hochriskant gewesen.

Jassir Arafat hatte sich im Laufe der Jahre erbitterte Feinde in Jordanien, im Libanon, beim Rivalen Hamas und nicht zuletzt in den eigenen Reihen gemacht – wie seinen früheren Sicherheitschef Mohammed Dahlan, von dem es sofort hieß, dieser habe den Mord organisiert. Und es ging um sehr viel Geld: Allein zwischen 1995 und 2000 verschwanden fast eine Milliarde Dollar an Subventionen für die Palästinenser spurlos. Nur Arafat und einige Vertraute waren weisungsbefugt. Auch hier lägen genügend Motive für einen Mord. Und es muss die Frage nach den wahren Interessen der geltungssüchtigen Witwe Arafats gestellt werden, die sich mit der gegenwärtigen Palästinenserführung gründlich überworfen hat.