Hamburg muss den Hauptschulabschluss aufwerten

Wer die Stadtteilschule in Hamburg nach Klasse 10 mit dem mittleren oder dem Hauptschulabschluss verlässt, hat auf dem Ausbildungsmarkt wenig Chancen. Nicht einmal ein Viertel dieser Schulabgänger des Sommers 2013 ergatterte eine Lehrstelle in der betrieblichen Ausbildung. Es waren nur 868 Jungen und Mädchen – bei einem Gesamtangebot von mehr als 14.000 Ausbildungsplätzen.

Die Ursachen liegen auf der Hand: Die gestiegene Zahl von Abiturienten mit ihrem höherwertigen Abschluss verdrängt die Stadtteilschüler. Und nach wie vor strebt die Konkurrenz aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern auf den attraktiven Hamburger Ausbildungsmarkt. Mehr als 40 Prozent der Bewerber kommen aus dem Umland.

Die Folge dieser Trends ist, dass die Hamburger Schulabgänger ohne Abitur viel zu häufig das Nachsehen haben. Sie landen in Kursen zur Ausbildungsvorbereitung oder in schulischen Berufsausbildungen, die häufig genug teure Warteschleifen sind.

Es ist das Verdienst des SPD-geführten Senats, dass er die Augen vor den Einzelschicksalen der jungen Menschen und ihrer drohenden und häufig absehbaren Perspektivlosigkeit nicht verschließen will. Im Gegenteil: Schulsenator Ties Rabe hat jetzt zum zweiten Mal eine umfangreiche Statistik zum Verbleib der Schulabgänger aus den Stadtteilschulen veröffentlicht. Kein Jugendlicher soll durchs Raster fallen. Der Staat hakt nach und zeigt Interesse – Rabe bezeichnet das zu Recht als Fürsorge.

Allein: Die Ergebnisse sind eben sehr ernüchternd. Es wäre ungerecht, allein die schulischen Leistungen dafür verantwortlich zu machen. Wichtig ist die rechtzeitige Information – das heißt noch während der Schulzeit – über die Angebote der dualen Ausbildung. Die in Hamburg eingerichteten Jugendberufsagenturen sind hierfür wichtige Anlaufstellen. Die deutliche Ausweitung von Betriebspraktika während der Schulzeit ist ein weiterer wichtiger Schritt. Doch letztlich zählt vor allem eines: Der Wert des mittleren und des Hauptschulabschlusses muss wieder steigen. Betriebe entscheiden schlicht nach der Qualifikation ihrer Lehrstellenbewerber.