Die große Kontrollaktion sollte Raser zum Umdenken bringen

20 Menschen kamen im vergangenen Jahr auf Hamburgs Straßen bei Raser-Unfällen ums Leben. Jedes einzelne Opfer war unnötig, überflüssig, vermeidbar.

Die Polizei geht das Thema nun mit dem sogenannten Blitzmarathon offensiv an. Ab Donnerstag früh wird 24 Stunden geblitzt, an allen Ecken und Enden, im gesamten Stadtgebiet. Es ist eine Aktion, die fast alle Hamburger betrifft und sie dazu zwingt, die eigene Fahrweise zu überdenken.

Viele Bürger verdrehen genervt die Augen, wenn es um Radarüberwachung geht. Für sie ist das Blitzen nur Schikane, eine kommunale Geldbeschaffungsmaßnahme. Doch beim Blitzmarathon stehen weder der Strafgedanke noch der städtische Säckel im Vordergrund, zumal die Bürger vorab Straßen vorschlagen konnten, in denen geblitzt wird. Außerdem weiß jeder, wo die Beamten mit ihren Radarpistolen stehen. Wer sich an die Regeln hält, kommt gut durch den Tag.

Doch in Hamburg treten zu viele Autofahrer zu oft das Gaspedal durch. Am Jungfernstieg etwa kann man täglich die Verantwortungslosigkeit von Rasern erleben. Richtig gruselig sieht es mit der Verkehrsmoral vor Schulen aus. 7100 Geschwindigkeitsverstöße haben die Beamten dort kürzlich in nur einem Monat festgestellt – im Vorjahr waren es 2000 weniger. Wenn selbst die Kinder als unser höchstes schützenswertes Gut Autofahrer nicht vom Rasen abhalten – gelingt es dann durch eine massive Radarüberwachung?

Die Erfahrungen aus NRW zeigen, dass am Blitz-Tag selbst sich die Hälfte der notorischen Raser an die Tempolimits hält. Viel wichtiger aber ist, dass die Bürger sich grundsätzlich mit dem Thema auseinandersetzen. Die Polizei hat da schon viel erreicht, weil sie die Hamburger eingebunden hat. Mit mehr als 2600 Vorschlägen war die Resonanz überwältigend. Doch die Polizei muss nachlegen: Damit die Effekte nicht verpuffen, darf der Blitzmarathon keine Eintagsfliege werden. Als singuläre Maßnahme taugt er nichts. Und dürfte als spektakuläres Event mit hohem Personalverbrauch rasch in Vergessenheit geraten. Genau das Gegenteil muss aber das Ziel sein.